Energie, Sprit, Lebensmittel: Verbraucherpreise sinken
Wiesbaden (dpa) - Der Einbruch beim Ölpreis hat die Inflationsrate in Deutschland ins Minus gedrückt. Verbraucher kommen günstiger als vor einem Jahr an Sprit und Heizöl, aber auch an Nahrungsmittel.
Das stärkt ihre Kaufkraft.
Die Verbraucherpreise in Deutschland sind wegen rapide sinkender Energiekosten erstmals seit September 2009 wieder gesunken. Das Minus zu Jahresbeginn fiel sogar noch etwas stärker aus als bisher bekannt. Wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag (12. Februar) in Wiesbaden mitteilte, sank die Inflationsrate im Januar auf minus 0,4 Prozent. Gut für Verbraucher: Sie können deutlich günstiger tanken und heizen als vor einem Jahr.
In einer ersten Schätzung Ende Januar hatten die Statistiker für den Jahresauftakt noch eine Rate von minus 0,3 Prozent ermittelt. Von Dezember auf Januar fielen die Preise deutlich um 1,1 Prozent. Bei anhaltend fallenden Preisen spricht man von Deflation, die ebenso wie sehr hohe Inflation als gefährlich gilt.
Der Preisrückgang im Januar ist der stärkste seit Juli 2009, als die Preise im Vergleich mit dem Vorjahresmonat um 0,5 Prozent zurückgingen. Damals war die deutsche Wirtschaft allerdings eingebrochen, während sie aktuell recht gut dasteht - und zwar auch wegen der günstigen Energie. Für Commerzbank-Ökonom Christoph Weil ist der Einbruch der Ölpreise gar ein Segen für die Konjunktur: „Die Verbraucher müssen weniger für Energie ausgeben und haben mehr Geld für andere Dinge.“
Insgesamt schwächte sich die jährliche Teuerungsrate den dritten Monat in Folge ab, wie die Statistiker sagten. Im Dezember waren die Verbraucherpreise noch leicht um 0,2 Prozent gestiegen, im November um 0,6 Prozent und im Oktober um 0,8 Prozent.
Gleichzeitig entfernt sich die Inflation immer weiter vom Zielwert der Europäischen Zentralbank, die eine Rate von knapp unter 2 Prozent anstrebt. Deshalb hat die EZB die Zinsen nahezu abgeschafft und zudem beschlossen, die Märkte in den kommenden Monaten mit mehr als einer Billion Euro zu fluten. Das soll die Wirtschaft vor allem in schwächelnden Euro-Ländern ankurbeln und die Preissteigerungen wieder in die Höhe treiben.
Hauptverantwortlich für die sinkenden Preise war auch im Januar die Entwicklung bei Mineralölprodukten. Leichtes Heizöl kostete knapp 31 Prozent weniger als ein Jahr zuvor, Kraftstoffe waren um rund 15 Prozent billiger. Weil auch Gas und Fernwärme günstiger wurden und sich Strom nur leicht um 0,2 Prozent auf Jahressicht verteuerte, war Energie insgesamt um 9,0 Prozent billiger als im Januar 2014. Ohne Berücksichtigung von Energie wären die Preise im Januar auf Jahressicht nicht gefallen, sondern um 0,8 Prozent gestiegen.
Allerdings konnten Verbraucher auch günstiger Nahrungsmittel kaufen als vor einem Jahr. Die Preise sanken um 1,3 Prozent. Hingegen verteuerten sich Dienstleistungen um 1,2 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat - vor allem, weil Mieter 1,3 Prozent mehr Kaltmiete bezahlen mussten.
Experten gehen davon aus, dass die Inflation noch einige Monate negativ bleiben wird. Ökonom Ulf Krauss von der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) ist aber überzeugt: „Sobald sich der Ölpreis erholt, wird die Inflationsrate spätestens im zweiten Halbjahr den negativen Bereich verlassen.“ Für Deutschland erwartet die Helaba im Gesamtjahr eine Inflation von nur 0,5 Prozent, die DZ Bank rechnet sogar nur mit einer Rate von 0,4 Prozent.