Ratgeber Keine Angst vor rechtlichem Ärger: Die Rechtsschutzversicherung

Ob Stress mit dem Nachbarn, Abzocke im Onlinehandel oder Ärger am Arbeitsplatz: Viele Auseinandersetzungen landen heute vor Gericht. Eine Rechtsschutzversicherung kann dann vor hohen Kosten schützen.

Foto: Shutterstock/mojo cp

Corona sorgt für steigenden Ärger mit Nachbarn

Die Corona-Pandemie hat dafür gesorgt, dass sich die Menschen weit mehr zu Hause aufhalten als zuvor – und als ihnen lieb ist. Der erzwungene Aufenthalt in den eigenen vier Wänden sorgt nicht nur innerhalb der Familie für Konflikte. Alleine in Berlin schoss der Bedarf an Mediationen zwischen Mietern um bis zu 30 Prozent in die Höhe. Hauptquellen der Ärgernisse sind unter anderem tobende, laute Kinder, Sportübungen samt Sprüngen in Wohnungen und lautstarke Renovierungsarbeiten. Dazu kommen die Klassiker des Nachbarschaftsstreits: laute Musik, Bäume, die auf das Nachbargrundstück hinüberwachsen und verschossene Bälle. Nicht selten ist eine gerichtliche Auseinandersetzung der letzte Ausweg, um die eigenen Rechte gegenüber renitenten Nachbarn durchzusetzen.

Gut dran sind dann Menschen, die sich für den Ernstfall gewappnet haben. Sie können sich darauf verlassen, dass ihre Rechtsschutzversicherung die Kosten für den Anwalt und im Fall einer Niederlage die Kosten für den Prozess übernimmt. Dies gilt vor allem dann, wenn sie selbst Opfer einer ungerechtfertigten Klage eines streitsüchtigen Nachbarn sind.

Rechtsschutzversicherungen stets bedarfsgerecht abschließen

Nachbarschaftsstreitereien sind nur eine von vielen Auseinandersetzungen, für die Privatpersonen vor Gericht ziehen und oft nicht einmal die Schlimmsten. Mieter können sich gerichtlich gegen eine ungerechtfertigte Mieterhöhung oder Eigenbedarfskündigung wehren, Arbeitnehmer gegen eine Abmahnung oder betriebliche Kündigung. Eltern müssen immer häufiger ihren Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz gerichtlich durchsetzen und Online-Shopper gegen zwielichtige Händler vorgehen. Rechtsschutzversicherungen bieten die Möglichkeit, sich gegen all diese und viele weitere Eventualitäten abzusichern.

Allerdings sind Pauschalpakete relativ teuer. Für die meisten Privatverbraucher ist es sinnvoller, Rechtsschutzversicherungen bedarfsgerecht abzuschließen. Wer beispielsweise im bezahlten Eigenheim wohnt, benötigt keine Mietrechtspolice. Rentner benötigen keinen Arbeitsrechtsschutz mehr. Für jemanden, der täglich 100 Kilometer mit dem Auto zum Arbeitsplatz und zurück pendelt, lohnt sich ein Verkehrsrechtsschutz. Gute Versicherungsgesellschaften bieten stets die Möglichkeit, entsprechende Pakete zusammenzustellen, die dem eigenen Bedarf genügen.

Vorsicht Wartezeit

Heute eine Rechtsschutzversicherung abschließen und morgen schon den nervigen Nachbarn mit seinen nächtlichen Partys auf Einhaltung der Ruhezeiten verklagen? So einfach ist es in der Regel nicht. In den meisten Fällen gilt eine Wartezeit von mindestens drei Monaten, ehe die Versicherung erstmals in Anspruch genommen werden kann.

Die Rechtsschutzversicherung deckt zudem nicht jede Streitigkeit ab, zum Beispiel besteht kein Versicherungsschutz bei einer Verurteilung betreffend vorsätzlich begangener Straftaten und Ordnungswidrigkeiten. Dies umfasst zum Beispiel Ladendiebstahl, Steuerhinterziehung und Betrug. Auch Streitereien um Pfusch am Bau werden meist nicht übernommen. Kurz gesagt: Vor dem Abschluss einer Rechtsschutzversicherung ist eine gründliche Information angeraten. Denn auch nach dem Ende der Pandemie wird es Streitfälle geben.