Negative Zinsen: Risiken für Bankkunden

Institute könnten die Negativzinsen auf Sparer abwälzen. Experten haben Zweifel.

Düsseldorf. Sparer sind alarmiert, denn die Europäische Zentralbank (EZB) denkt immer lauter über negative Zinsen nach.

Die EZB leiht Banken Geld so billig wie noch nie, doch die Geldhäuser reichen es nicht wie gewünscht an Unternehmen und Verbraucher weiter. Stattdessen bunkern viele Institute überschüssige Liquidität bei der EZB. Damit diese Mittel an die „reale“ Wirtschaft via Kreditvergaben weitergegeben werden und das Wachstum ankurbeln, erwägen einige Notenbanker, sie mit einem Strafzins zu belegen.

Ob die Kreditvergabe dadurch aber überhaupt gesteigert würde, wird von Volkswirten bezweifelt. Die Banken könnten auch einfach Bargeld horten, gibt Michael Schubert von der Commerzbank zu bedenken.

Ökonomen befürchten, dass die Banken den Strafzins auf ihre Kunden abwälzen. Dadurch könnten Sparer, die ohnehin schon von den tiefen Zinsen der EZB gebeutelt werden, noch mehr in Mitleidenschaft gezogen werden. In den USA, wo die Notenbank Fed zuletzt ähnliche Schritte erwog, drohten Banken umgehend, die Kontogebühren anzuheben.

Auch wenn die Diskussion in der EZB offenbar Fahrt aufnimmt, sind viele Finanzanalysten und auch das deutsche EZB-Ratsmitglied Jörg Asmussen hinsichtlich negativer Zinsen skeptisch. Er wäre „sehr, sehr vorsichtig mit einem solchen Schritt“, so Asmussen.

Fest steht aber auch: Obwohl die EZB bereits ihre Geldpolitik so locker fährt wie nie zuvor und den Leitzins auf ein Rekordtief von 0,25 Prozent verringert hat, dümpelt die Euro-Wirtschaft vor sich hin.

Die angeschlagenen Länder Südeuropas drängen auf weitere Unterstützung. Und unter Notenbankchef Mario Draghi ist die EZB immer für eine Überraschung gut — das hat sie nicht zuletzt mit ihrer jüngsten Zinssenkung unter Beweis gestellt.

Solide und günstig in bleibende Werte zu investieren, ist derzeit eine der effektivsten Möglichkeiten, Geld anzulegen. Auch die Abzahlung einer Immobilie ist eine gute Anlage. Zumindest für alle, die nicht spekulativ anlegen wollen.

Aber niemand sollte beim Thema Hausbau oder Immobilienerwerb allzu euphorisch werden. Aktuelle Untersuchungen auf dem Finanzportal biallo.de und von Finanztest belegen, dass das den Bauherren auch teuer zu stehen kommen kann: Denn bei Beratung und konkreten Finanzierungsangeboten gibt es oft Mängel — und da nützt auch das weiter sehr niedrige Zinsniveau am Ende nichts. Wenn die entliehene Summe schlicht das Haushaltsbudget überfordert, kann die Baufinanzierung zur Zeitbombe werden.