Renditejagd im Zinstief: Mit Micky und Co. Mäuse machen
Frankfurt/Main (dpa) - Das Sparbuch wirft kaum etwas ab, der Goldpreis bröckelt, Immobilien in guten Lagen sind teuer. Die EZB hält die Zinsen im Euroraum auf Dauer niedrig. Auf der Suche nach Alternativen werden Anleger fündig - bei Comics, Teddys oder Oldtimern.
Den Comic-Helden „Superman“ als Geldanlage? Das ist eine der ungewöhnlichen Maßnahmen. Für die Erstausgabe kassierte ein Dachdecker in den USA jüngst 175 000 US-Dollar, was gut 130 000 Euro entspricht. Der Mann hatte das Heft in der Isolierung eines gerade gekauften Hauses gefunden. Wäre der Zustand des Exemplars besser gewesen, „Superman“ hätte den Dachdecker sogar zum Millionär machen können. 1938 hatte das Heft gerade einmal zehn Cent gekostet.
Von Renditen wie diesen können Sparer derzeit nur träumen. Klassiker wie Sparbuch und Festgeld werfen kaum Zinsen ab - und das dürfte auf absehbare Zeit so bleiben: Die Europäische Zentralbank (EZB) stimmt auf Dauerniedrigzinsen im Euroraum ein. Eine Erhöhung des Leitzinses von 0,5 Prozent jedenfalls wird es unter EZB-Präsident Mario Draghi so bald nicht geben. So mancher Anleger sucht da nach - teils exotischen - Alternativen
Dass Investoren mit Micky und Co. richtig Mäuse machen können, weiß Micky Waue aus Friedrichsdorf. 1994 veranstaltete er die „1. Comic-Auktion Deutschlands“, seither pilgern Jahr für Jahr Sammler auf der Suche nach Raritäten in das Taunusstädtchen. Manche „Schundhefte“ von einst haben längst den Sprung zum Wert-Papier geschafft. „In Deutschlands sind Comics noch nicht aus der Schmuddelecke raus - trotzdem liegen etliche Hefte als Geldanlage im Banktresor“, sagt Comic-Händler Christofer Krumm, der als Gutachter für Waues Auktionen tätig ist. „Was für Immobilien Lage, Lage, Lage ist, ist für Comics Zustand, Zustand, Zustand.“
Mancher stellt sich lieber Oldtimer in die Garage - ein lohnendes Investment, wie der Lobbyverband der Autoindustrie, der VDA, betont. Zwar stieg der Wert historischer Kraftfahrzeuge im vergangenen Jahr eher moderat. Das Plus von 4,2 Prozent kann sich im Vergleich zum Tagesgeld, das derzeit selten mehr als 1,5 Prozent abwirft, aber durchaus sehen lassen. Zumal sich die Preise für die alten Kultwagen der 1960er oder 1970er Jahre seit 1999 mehr als verdoppelt haben. Im vergangenen Jahr kletterten der Wert des VW Käfer 1300 und der des Chevrolet Camaro am kräftigsten.
Ob Oldtimer unter dem Strich tatsächlich eine rentable Anlageklasse sind, ist umstritten. Fahrzeuge böten erst ab einem Wert von 100 000 Euro Wert echtes Potenzial, sagt Götz Knoop, Vizepräsident des Bundesverbandes für Clubs klassischer Fahrzeuge (DEUVET). Der Durchschnittspreis der in Deutschland gehandelten Oldtimer liege nur bei rund 13 000 Euro. „Wenn Sie dann jährlich neun Prozent Rendite haben und Ihre Kosten gegenrechnen, haben Sie vieles gemacht, aber kein Geld.“ Denn der Wagen braucht eine Garage, Versicherung und Steuern fallen an, und zuweilen auch Reparaturen.
Wer keinen Spaß an der Pflege von altem Blech hat, kann auch Kinderträume ausleben: Es gibt Plüschtiere mit beeindruckender Wertsteigerung - wenn auch nicht jeder die süßen Tierchen auf einen Schlag zu so viel Geld machen kann wie ein schwer verschuldeter Hedgefonds-Manager, der seine Sammlung historischer Steiff-Teddys 2010 im Londoner Auktionshaus Christie's unter den Hammer brachte: Die Sammlung brachte 1,23 Millionen Euro. Allein ein Harlekin-Teddy aus dem Jahr 1925 wechselte für mehr als 53 000 Euro den Besitzer.
Auch auf dem Gelände der Firma Steiff im schwäbischen Giengen werden jedes Jahr Plüschtiere versteigert. Immerhin 25 000 Euro brachte im vergangenen Jahr ein Teddy ein, der einst die Hinterbliebenen der Titanic-Katastrophe trösten sollte. Steiff hatte nach dem Unglück im Jahr 1912 insgesamt 82 schwarze Bären mit roten Rändern um die Augen produziert, um den Opfern zu gedenken.
Menschen, die mehr Geld auf der hohen Kante haben, investieren gerne auch in Uhren, Schmuck, edlen Wein oder Kunst. „Gerade in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit legen anspruchsvolle Investoren ihr Geld lieber in realen Vermögenswerten an wie Kunstwerke mit hohem Sachwert“, erläutern Experten des Beratungsunternehmens Capgemini.
Die Alternativen sind also groß - zumindest theoretisch. „Tatsächlich sind solche Anlagen eher was für Liebhaber und Spekulanten“, meint Verbraucherschützer Niels Nauhauser. „Man kann nicht davon ausgehen, dass man in diesen Bereichen sichere Renditen erzielt. Verbraucher können ihr Geld auch im aktuellen Umfeld sehr sicher und sehr breit streuen, zum Beispiel in Aktienfonds.“