Schlussverkauf: Rückgaberecht für Mangel-Ware gilt
Leipzig (dpa/tmn) - „Von Umtausch und Rückgabe ausgeschlossen“ - das gibt es häufig als Hinweis zum Sommerschlussverkaufs-Schnäppchen dazu. Doch Käufer sollten sich nicht lumpen lassen: Dies gilt nicht für fehlerhafte Produkte.
Auch reduzierte Ware aus dem Sommerschlussverkauf (SSV) darf der Kunde bei Mängeln zurückgeben. „Es gelten die gleichen gesetzlichen Rechte wie bei einem normalen Kauf“, erklärt Bettina Dittrich, Juristin der Verbraucherzentrale Sachsen in Leipzig. Der Hinweis „Vom Umtausch ausgeschlossen“ gilt also nicht, wenn Käufer hinterher etwa eine aufgerissene Naht an einem Kleidungsstück entdecken. Solche Fehler könnten innerhalb von zwei Jahren reklamiert werden. Anders sehe es aus, wenn Kunden etwas zurückgeben wollen, bloß weil es ihnen nach dem Kauf nicht mehr gefällt. Dann sind sie auf die Kulanz des Händlers angewiesen.
Eine Ausnahme gilt außerdem, wenn Mängel vorher extra ausgewiesen wurden. Ist ein Produkt etwa aufgrund von Verschmutzung oder eines Fehlers reduziert worden, könne der Kunde diese Mängel nicht reklamieren, erklärt Dittrich. Generell sollten Verbraucher bei der Schnäppchenjagd auf die Qualität der Ware achten. „Manchmal werden Produkte von niedriger Qualität extra für den Schlussverkauf produziert“, warnt die Rechtsexpertin.
Grundsätzlich habe man aber die Möglichkeit, echte Schnäppchen zu machen - Händler lockten mit Rabatten bis zu 70 Prozent. Verbraucher sollten jedoch beachten, dass bei Kleidung gängige Größen schnell vergriffen seien, gibt Dittrich zu bedenken.
Seit diesem Montag läuft bundesweit der SSV im deutschen Einzelhandel. Offiziell wurde der Schlussverkauf 2004 zwar abgeschafft, er wird aber auf freiwilliger Basis fortgeführt. Rund 70 Prozent der Händler in Deutschland beteiligten sich daran, schätzt Stefan Hertel vom Handelsverband Deutschland (HDE) in Berlin. Aufgrund des schlechten Wetters in den vergangenen Wochen seien die Lager der Textilhändler noch gut mit Sommerware gefüllt. „Der SSV dauert traditionell zwei Wochen, kann aber beliebig ausgedehnt werden“, so Hertel.
Auch Baumärkte oder Möbelhäuser gehen mit den Preisen runter. Nach Angaben des HDE liegen die Rabatte bei 20 Prozent, wobei Ausreißer noch oben sicherlich auch dabei seien. Nach einer Umfrage der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young unter 120 Handelsunternehmen wird in diesem Jahr jeder zweite Händler den Rotstift ansetzen.
Die letzte Juli-Woche ist laut HDE eine gute Zeit für den SSV-Start: Die Kunden suchten nach Schnäppchen für den späten Sommerurlaub, die Händler wollten in den Regalen Platz für die neue Herbst-Winter-Ware schaffen. Besonders nach den vergangenen regenreichen zwei Monaten seien die Lager voll mit Sommerkleidung. Ernst & Young nach fallen die Rabatte in den Modeläden besonders stark aus: Vier von zehn Händlern planten Preisnachlässe von 20 bis zu 60 Prozent.