Rendite Steigen die Zinsen? - Wie Anleger sich vorbereiten können
Düsseldorf (dpa/tmn) - Es ist eine Frage, die Anleger seit langem bewegt: Wann werden aus den mageren wieder üppigere Zinsen? Die Rendite einer zehnjährigen Bundesanleihe stieg gerade erst auf 0,72 Prozent, nachdem sie im September 2017 noch negativ war.
„Die Bereitschaft, in Anleihen mit negativer Rendite zu investieren, ist dramatisch gesunken“, hat der Vermögensberater Ralph Rickassel vom PMP Vermögensmanagement in Folge dieser Entwicklung beobachtet. Deutet sich also ein Ende der Zinsflaute an? Sollten Anleger jetzt ihr Vermögen umschichten? „Bloß nicht nervös werden und übereilt handeln“, rät Annabel Oelmann, Vorstand der Verbraucherzentrale Bremen. Aus ihrer Sicht kann von einer allgemeinen Zinswende noch keine Rede sein.
Eine Zinswende wird erst dann eingeleitet, wenn von Seiten der Europäischen Zentralbank (EZB) eine Erhöhung der Leitzinsen angekündigt und auch durchgeführt wird, betont Oelmann. Wann dies genau geschieht, kann niemand mit Gewissheit sagen.
Ein solcher Zinsanstieg setzt auch voraus, dass die Preissteigerungsraten im europäischen Währungsgebiet konstant hoch sind und die von der EZB festgelegte Ziel-Inflationsrate übersteigt. „Aktuell ist das noch nicht der Fall“, sagt Oelmann.
Im Gegenteil: Im April hat sich die Inflation im Euroraum sogar abgeschwächt. Die Verbraucherpreise legten nur noch um 1,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zu, wie das Statistikamt Eurostat mit Bezug auf eine zweite Schätzung mitteilte. Im März hatte die Jahresinflationsrate noch bei 1,3 Prozent gelegen.
Tanja Beller vom Bundesverband deutscher Banken in Berlin geht daher davon aus, dass die EZB ihre Leitzinsen voraussichtlich noch eine Weile unverändert lassen wird. „Eine deutliche Zinserhöhung an den Kapitalmärkten in Deutschland und im Euro-Raum ist deshalb nach heutiger Einschätzung wenig wahrscheinlich“, so Beller.
Anleger müssen berücksichtigen, dass auch Anleihen Kursschwankungen unterliegen. „Das kann sich bei einem kurzfristigen Liquiditätsbedarf eines Anlegers negativ auswirken“, so Beller. Ralph Rickassel sieht die Gefahr, dass Anleger mit deutschen Bundesanleihen Verluste einfahren. Sollte das Marktzinsniveau weiter steigen, sinkt der Kurs von niedrigverzinsten Anleihen, weil die Nachfrage nach diesen Papieren nachlässt. Daher sollten Anleger diese Papiere eher meiden.
Niedrige Zinsen gibt es derzeit auch bei kurzfristigen Spareinlagen wie etwa dem Tagesgeld. Auch hier ist eine Trendwende derzeit nicht in Sicht. Laut der FMH-Finanzberatung in Frankfurt am Main liegt der durchschnittliche Zinssatz bei 0,11 Prozent (Stand: 16.05.18). Vor zwei Jahren waren es noch knapp 0,30 Prozent.
Gute Zeiten hingegen für alle, die einen Immobilienkredit aufgenommen haben. Sie sollten sich den derzeit außergewöhnlich günstigen Zins langfristig festschreiben lassen. „Empfehlenswert ist es, eine Zinsbindung von mindestens zehn Jahren zu wählen“, sagt Beller. Laut der jüngsten Erhebung der Stiftung Warentest beträgt Effektivzins bei einer Zinsbindung von 10 Jahren mitunter weniger als 1 Prozent.
Denkbar sind aber auch Laufzeiten von 15 oder gar 20 Jahren. „Diese Darlehen sind zwar teurer als solche mit einer kürzeren Zinsbindung“, erklärt Oelmann. Dafür muss man sich aber nicht vor einer teuren und vielleicht auch nicht bezahlbaren Anschlussfinanzierung fürchten, sollten die Zinsen irgendwann steigen. Laut Stiftung Warentest sind bei einer Laufzeit von 15 Jahren 1,32 Prozent Zinsen möglich.
Diejenigen, die erst in ein oder zwei Jahren Geld für eine Immobilie benötigen und sich vor steigenden Zinsen absichern möchten, können sich über ein Forwarddarlehen die heutigen Zinsen zuzüglich eines Aufschlags sichern. Der Haken: „Falls die Zinsen bis zum Ablauf der Zinsbindung des aktuellen Vertrags steigen, freut sich der Darlehensnehmer über den vereinbarten niedrigen Zinssatz“, so Oelmann. Steigen die Zinsen nicht, muss der Darlehensnehmer das Forwarddarlehen dennoch wie vereinbart abnehmen.