Studie: Discounter drehen stark an Preisschraube

Berlin (dpa) - Kaffee, Zucker, Speiseöl, Butter und andere Milchprodukte: Bei einigen Lebensmitteln sind die Preise deutlich geklettert. Der Verbraucher spürt das an der Ladenkasse - nach einer Studie des Konsumforschers GfK sogar überdurchschnittlich bei den Discountern.

Billig ist gar nicht mehr so billig. Einer Studie zufolge haben die bei Sparfüchsen als besonders günstig geltenden Lebensmitteldiscounter 2011 überdurchschnittlich an der Preisschraube gedreht. „Im Jahresmittel stiegen die Preise hier um 4,5 Prozent“, zitiert die „Wirtschaftswoche“ eine Analyse des Nürnberger Marktforschungsinstituts GfK. In Supermärkten hätten Lebensmittel im Schnitt dagegen nur 2,1 Prozent mehr gekostet, bei Drogerieketten sogar 0,5 Prozent weniger. Im gesamten Lebensmittelhandel lag demnach der Preisauftrieb bei 2,8 Prozent.

Als Grund gelten die teilweise erheblich gestiegenen Rohstoffpreise für Nahrungsmittel - in Kombination mit dem aggressiven Preiskampf in der Branche. 2009 und 2010 hatten sich Verbraucher über dutzende Preissenkungsrunden freuen können. 2011 ging der Trend in die andere Richtung. Angesichts knapper Gewinnspannen seien die Discounter wie Aldi und Lidl nicht umhin gekommen, „die teils massiv gestiegenen Rohstoffkosten in die Verkaufspreise einzupflegen“, zitiert das Magazin die GfK-Handelsexperten. Einer der größten Treiber sei dabei der Kaffeepreis gewesen.

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes sind die Verbraucherpreise 2011 insgesamt um 2,3 Prozent geklettert. Der gesamte Warenkorb an Nahrungsmitteln, den die Statistiker bei verschiedenen Händlern ermitteln lassen, ist dabei zwar nur etwas über dem Schnitt teurer (plus 2,5 Prozent) geworden. Besonders hohe Sprünge verzeichneten die Preisermittler aber zum Beispiel bei Butter (plus 14,2 Prozent) und Sahne (plus 10,7 Prozent) sowie Kaffee (plus 17,6 Prozent). Damit wurden die drastisch höheren Preise für Kaffee auf dem Weltmarkt sogar nur zum Teil an die Konsumenten weitergegeben. Der Importpreis für Kaffee sprang nach Berechnungen der Wiesbadener Behörde 2011 sogar um 39,2 Prozent in die Höhe.

Die „extrem preisbewusste Discounterklientel“ habe auf die Entwicklung reagiert und sei zum Teil zu anderen Anbietern gewechselt, berichten „Wirtschaftswoche“ und das Nachrichtenmagazin „Focus“. Dementsprechend sei der Marktanteil der Discounter am 156,8 Milliarden Euro schweren Lebensmittelhandel um 0,2 Punkte auf 43,4 Prozent gesunken - und das Billigsegment sei mit 1,2 Prozent deutlich schwächer gewachsen als der Gesamtmarkt (1,7 Prozent).

Der Rückgang ist „Focus“ zufolge vor allem auf die Schwäche von Marktführer Aldi zurückzuführen. Nach zwei Jahren mit rückläufigen Umsätzen „entwickelten sich die beiden Ketten Aldi Nord und Süd wieder am schlechtesten unter den Discountern“, zitiert „Focus“ den GfK-Experten Wolfgang Adlwarth.