Tagesgeld, Aktien, Gold, Sparbuch, Immobilien — was soll ich tun?
Niedrige Zinsen, teure Aktien — wie lege ich mein Geld am besten an? Experten geben unseren Lesern Ratschläge.
Düsseldorf. Wie rette ich bei den derzeitigen Minizinsen mein Erspartes? Welche Geldanlagen sind sicher? Welche lohnen sich? Viele Fragen hatten unsere Leser bei der Telefonaktion zur Geldanlage mit dem Bundesverband deutscher Banken. Die Verunsicherung ist groß — so das Fazit der vier Experten vom Bankenverband nach zweistündigem pausenlosem Telefonieren. Wir veröffentlichen einige Fragen und die Antworten der Experten.
Wie sicher sind meine Sparkonten und Festgeldkonten bei Online-Banken?
Für alle Banken in Deutschland gilt eine gesetzliche Einlagensicherung von 100 000 Euro pro Person, auch für Online-Banken. Die meisten Institute gehören darüber hinaus freiwilligen Sicherungseinrichtungen an, die über 100 000 Euro hinausgehende Kundenguthaben bei Banken schützen. Informationen dazu finden Sie auch unter www.bankenverband.de.
Wir (Anfang 60) haben fünf Prozent unseres Geldvermögens in Gold und etwa 25 Prozent in Aktien angelegt. Nun sind wir unsicher, ob wir das so lassen sollen. Was meinen Sie?
Eine breite Streuung des Vermögens ist grundsätzlich sinnvoll, da niemand weiß, was die Zukunft bringen wird. Fünf Prozent in Gold ist okay. Und ein Aktienanteil von 25 Prozent ist, wenn Sie bisher damit gut gefahren sind und sich Ihre Anlageziele nicht geändert haben, ebenfalls in Ordnung. Wichtig ist, dass auch Ihr Aktiendepot breit gestreut ist und kein „Klumpenrisiko“ aufweist.
Soll ich mein Festgeld von 30 000 Euro in eine Immobilie investieren, da die Zinsen immer weiter gesunken sind?
Achtung, ein vorschneller Immobilienkauf ist nicht ratsam. Der „Notgroschen“ sollte immer kurzfristig verfügbar bleiben, zum Beispiel als Festgeld, auch wenn der Zins noch so niedrig ist.
Ist ein Genussrechtsangebot eines Unternehmens aus dem Energiesektor mit acht Prozent eine sichere Anlage?
Genussrechtsscheine sind nicht risikolos. Informieren Sie sich sorgfältig, ehe Sie solchen Angeboten näher treten. Der hohe Zins von acht Prozent zeigt deutlich, dass es sich nicht um eine Anlage mit hoher Sicherheit handeln kann. Zum Vergleich: Zehnjährige Bundesanleihen bieten aktuell nur etwa 1,2 Prozent. Grundsätzlich gilt: Hoher Zins, hohes Risiko.
Soll ich einen Sparplan mit Aktienfonds weiterführen?
Wenn Sie langfristig Vermögen aufbauen möchten, ist ein Sparplan mit breit streuenden Aktienfonds weiterhin sinnvoll. Denn die Erfahrung zeigt, dass langfristig trotz der Kursschwankungen von Aktienfonds gute Renditen möglich sind. Bei einem Sparplan kaufen Sie weniger Fondsanteile, wenn die Kurse hoch sind; sind die Kurse niedrig, erwerben Sie mehr Fondsanteile. Das ergibt auf Dauer günstige Durchschnittskurse.
Ist eine Anlage in Schweizer Franken eine Alternative zum unsicheren Euro?
Der Euro ist keine unsichere Währung, sondern hat sich bislang als sehr stabil erwiesen. Der Schweizer Franken ist von daher keine Alternative. Die Verzinsung in Franken ist sogar noch niedriger als beim Euro.
Ich bin 75 Jahre alt. Soll ich das Geld aus einer fälligen Lebensversicherung in Gold anlegen oder eine Immobilie dafür kaufen?
Weder noch. Gold ist nicht wertstabil und bringt keine Zinsen. Eine Immobilie ist eine langfristige Investition, bei der man sein Geld bindet. Ich empfehle Ihnen eine breite Vermögensstreuung. Legen Sie nicht einseitig an.
Wir sind Rentner und haben bisher unser Geld auf Festgeldkonten und auf dem Sparbuch. Gibt es bessere Alternativen, die ebenso hohe Sicherheit bieten? Was halten Sie von Sparbriefen mit einer längeren Laufzeit?
Wenn Sie hohe Sicherheit haben wollen, gibt es keine Alternative. Dann müssen Sie die niedrigen Zinsen akzeptieren. Hüten Sie sich, Geld vorschnell in risikoreichere Produkte anzulegen. Von langlaufenden Sparbriefen würde ich abraten, da Ihr Geld damit langfristig zu niedrigen Zinsen festgelegt wäre. Sie sollten ein Gespräch mit Ihrem Berater suchen. Eventuell käme als Beimischung ein defensiver Mischfonds für Sie in Betracht.
Welche Fonds sind jetzt attraktiv?
Langfristig haben Aktienfonds und Mischfonds die höchsten Renditen geboten. Mischfonds können im Gegensatz zu Aktienfonds auch in festverzinsliche Papiere investieren und bieten deshalb eine breitere Streuung. Sprechen Sie mit Ihrem Berater, der Ihnen helfen kann, den für Sie passenden Fonds zu finden. Und achten Sie auf die Kosten wie Ausgabeaufschlag und Verwaltungsgebühren.
Ich bin 70 Jahre, habe eine kleine Rente und 50 000 Euro Reserven auf kurzfristigen Terminkonten. Wie soll ich anlegen?
Lassen Sie Ihre Reserven auf kurzfristig verfügbaren Konten. In Ihrem Fall ist eine schnelle Verfügbarkeit wichtiger als eine höhere Rendite, die eben auch ein höheres Risiko bedeuten würden.
Ich bin Rentner, 70 Jahre, habe einiges in Aktien angelegt und eine gute Rendite erzielt. Wie lange soll ich die Aktien noch halten?
Nicht gierig werden. Es kann nicht schaden, hin und wieder auch Gewinne zu realisieren und diese damit zu sichern. Niemand weiß, wie sich die Kurse entwickeln. Sie müssen ja nicht gleich alle Aktien verkaufen, denn die Perspektiven gelten nach wie vor als positiv.
Ich bin 45 Jahre alt, habe aus einem Hausverkauf gut 300 000 Euro erlöst, die derzeit auf dem Tagesgeldkonto liegen. Soll ich das Geld jetzt in Aktien investieren?
Für Aktien benötigen Sie einen langen Atem. Also nur dann in Aktien investieren, wenn das Geld langfristig angelegt werden kann. Ich würde jetzt nicht die gesamte Summe in Aktien anlegen, sondern nach und nach mit Teilbeträgen investieren.
Meine Mutter ist 91 Jahre alt und hat 90 000 Euro gespart, Festgeld und Sparbuch. Gibt es Alternativen? Aber sie möchte keine Aktien.
Ich würde ihr raten, die Ersparnisse kurzfristig verfügbar und damit sicher zu halten, auch wenn die Rendite niedrig ist. Allenfalls könnte über einen kleinen Anteil renditeorientierter Mischfonds nachgedacht werden. Das sollten Sie bzw. Ihre Mutter mit einem Berater Ihres Vertrauens besprechen. PK