Versicherung per App - Schutz mit Löchern

Hamburg (dpa/tmn) - Sie sind bequem und unkompliziert: Versicherungen per App. Auf den ersten Blick kostet der schnelle Schutz gegen die Folgen eines Unfalls oder einer Krankheit wenig Geld. Doch wer die Kurzzeit-Policen öfter bucht, zahlt meist drauf.

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Ein Spontantrip in die Sonne, auf Spritztour mit einem fremden Auto - wer flexibel und trotzdem versichert sein will, kann per Handy oder Tablet Krankheits- oder Unfallschutz abschließen. Kurzzeitpolicen versprechen für ein paar Euro schnellen Schutz für mobile Menschen. Und was leisten sie?

Verschiedene Assekuranzen sind mit Angeboten für Mini-Policen im Netz unterwegs. Offeriert werden Reisekrankenversicherungen, Unfallschutz bei Busreisen und Kitaausflügen, im Ski- oder Surfurlaub. Mit einem Klick können sich Fußballfans noch kurz vor Anpfiff gegen Verletzungen bei Randale im Stadion versichern. Die günstigsten Tarife kosten meist zwischen einem und drei Euro pro Tag.

Im Unterschied zu den traditionellen Verträgen sind die Kurzzeitpolicen bequem. „Es sind einfache, nicht erklärungsbedürftige Produkte, die man situativ dazubuchen kann“, sagt Holger Mardfeldt vom Verband Deutscher Versicherungsmakler in Hamburg. Verbraucher schließen die Police ab, wenn sie gebraucht wird.

Die gewünschte App wird auf das Smartphone oder den Tablet-Computer heruntergeladen, der Schutz ausgewählt, per Klick bestätigt und abgeschickt. Die Bestätigungsmail der Assekuranz aktiviert den Versicherungsschutz. Der Sofortvertrag endet zu dem vom Kunden selbst festgelegten Zeitpunkt. Der kann zum Beispiel in 24 Stunden sein, in drei Tagen oder in zwei Wochen. Kündigungsfristen gibt es nicht.

Diese Vorteile erkennen auch Verbraucherschützer an. Ihnen bereitet jedoch der gebotene Schutz Bauchschmerzen. „Für das bisschen Geld ist die Leistung gering und nutzt entsprechend wenig“, kritisiert Rita Reichardt von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen und warnt vor trügerischer Sicherheit.

Eine für 2,90 Euro angebotene Wintersportversicherung verspricht zum Beispiel bei Vollinvalidität 50 000 Euro. Gebraucht würden aber mindestens 400 000 Euro, findet Reichardt. Ein für 99 Cent angebotener 48-Stunden-Unfallschutz enthält zwar Krankenhaustagegeld, aber keine Invalidität - der Bund der Versicherten findet das Angebot deshalb „vollkommen unzureichend“. Generell sei der über Minipolicen gewährte Schutz „nicht so voll umfänglich wie eine Jahrespolice. Das ist preislich nicht darstellbar“, räumt eine Sprecherin der Versicherung HDI ein. Grund für die geringere Leistung ist der vergleichsweise hohe Verwaltungsaufwand.

Auf die Nutzer kommen relativ hohe Kosten zu: Der Unfallschutz für zwei Wochen Skiferien summiert sich bei 2,90 pro Tag auf mehr als 40 Euro, 15 Euro pro Person sind für einen 12 Tage gültigen Last-Minute Auslandsreisekrankenschutz zu berappen. Für etwas mehr Geld mehr gebe bereits Jahrespolicen mit besserer Leistung, so Verbraucherschützer.

Die Apps bieten nach Einschätzung von Michael Nischalke von der Stiftung Warentest eine Notfalllösung nach dem Motto „besser als nichts“. Aus Sicht der Versicherungen sollen die App-Policen die herkömmlichen nicht ersetzen: „Sehr sicherheitsbewusste Menschen gehen auf den klassischen Schutz“.