Zeit ist Geld - Altersvorsorge mit kleinem Budget
Düsseldorf (dpa/tmn) - Immer mehr Menschen sind in Deutschland von Altersarmut bedroht. Experten raten deshalb, auch privat vorzusorgen. Das geht auch, wenn man nur wenig Geld zur Verfügung hat.
Kaum jemand möchte im Rentenalter jeden Cent zweimal umdrehen. Das beste Mittel dagegen: So früh wie möglich an die private Altersvorsorge denken. „Denn Zeit ist Geld“, sagt Barbara Rück, Finanzexpertin der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf. Die gesetzliche Rente ist eine wichtige Säule. „Sie allein wird aber nicht reichen, gerade wenn man bedenkt, dass das Rentenniveau seit Jahren deutlich sinkt und später ein größerer Teil als heutzutage steuerpflichtig ist.“ Deshalb sollte man sich um die private Altersvorsorge kümmern, sobald man das erste Geld verdient.
Doch vorher sollte jeder sein Haushaltsbuch überprüfen. „Es macht wenig Sinn, einen Notgroschen zu einem Zinssatz von einem Prozent anzusparen, wenn man gleichzeitig einen Kredit mit einem Zinssatz von acht Prozent abzahlt“, sagt Rück. Wichtig ist außerdem, Rücklagen zu bilden, damit genug Mittel vorhanden sind, um zum Beispiel das Auto reparieren lassen oder eine Waschmaschine bezahlen zu können. „In der Altersvorsorge kommt man nicht voran, wenn der Konsum dann auf Pump finanziert werden muss“, sagt Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg in Stuttgart.
Außerdem sollten vor der Altersvorsorge auch die Risiken von Gegenwart und naher Zukunft abgesichert sein. „Darunter fallen die Haftpflicht-, Berufsunfähigkeits- und Risikolebensversicherung, falls Hinterbliebene abzusichern sind“, sagt Rück. Denn die private Altersvorsorge kann man nicht zahlen, wenn man etwa durch Krankheit nicht mehr arbeiten kann und dann nichts mehr verdient.
Sind die Risiken abgesichert, die Schulden getilgt und ein Polster angelegt, kann man sich an die Altersvorsorge machen. Dann ist es wichtig, das individuell richtige Produkt zu finden. Nauhauser empfiehlt, vor allem auf flexible Produkte zurückzugreifen. „Selbst junge Leute sollten mit langfristigen Verträgen vorsichtig sein, weil sich das Leben immer wieder ändert“, warnt er.
Die klassische private Altersvorsorge ist die Riester-Rente. „Sie eignet sich auch für weniger wohlhabende Menschen“, sagt Rück. Denn bei der Riester-Rente erhält man - je nach Einkommen - schon bei einer Einzahlung von fünf Euro pro Monat die staatlichen Zulagen. „Damit macht man noch keine großen Sprünge. Aber es ist ein Anfang. Denn grundsätzlich gilt: Es gibt kein Zuwenig an Altersvorsorge. Jeder Euro zählt.“
Außerdem kann man den Arbeitgeber am Vermögensaufbau beteiligen. „Die Vermögenswirksamen Leistungen fallen zwar nicht im klassischen Sinne unter die Altersvorsorge, aber man kann damit natürlich ein Vermögen aufbauen“, sagt Rück. Sie sind ein Geschenk des Arbeitgebers, und gegebenenfalls kann man zusätzlich Förderungen in Form der Arbeitnehmersparzulage oder Wohnungsbauprämie nutzen. Denn grundsätzlich gilt für Sparer mit kleinem Geldbeutel: Auf jeden Fall sollte man staatliche Hilfen bei der Vorsorge in Anspruch nehmen.
Daneben können Geringverdiener auf Fondsparpläne setzen. „Gerade Fondsparpläne eignen sich für die Altersvorsorge mit wenig Geld, da man relativ flexibel ist“, sagt Tanja Beller vom Bundesverband deutscher Banken in Berlin. Sie empfiehlt vor allem jüngeren Leuten, in der derzeitigen Niedrigzinsphase auf lange Sicht risikoreicher zu sparen. „Hier bieten sich weltweite oder europaweite Aktienfonds an.“ Im Bereich der Aktienfondssparpläne empfiehlt Verbraucherschützer Nauhauser Indexfonds oder ETFs, denn sie sind günstig.
Außerdem eignen sich laut Nauhauser als private Altersvorsorge für den kleinen Geldbeutel Banksparpläne und Tagesgeldkonten. Die besten Konditionen für das Tagesgeldkonto bieten Direktbanken. „Allerdings rate ich nur zu solchen mit gesetzlicher deutscher Einlagensicherung“, sagt der Finanzexperte. Banksparpläne bieten gegenüber Tagesgeldkonten wiederum oft einen Extrazins, wenn man lange dabeibleibt.
Literatur:
„Altersvorsorge mit wenig Geld. Kleine Beträge - große Wirkung“, Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, 9,90 Euro, ISBN-13: 978-3-86336-024-5