2009 kommt die Gesundheitskarte

Patienten aus unserer Region bekommen als erste flächendeckend die neue elektronische Identifizierung für den Arzt.

Essen. Seit Jahren wird nun an der elektronischen Gesundheitskarte herumgedoktert. Der Patient, der dieses Mittel demnächst einsetzen soll, wurde nur häppchenweise mit Informationen versorgt. Seit Anfang des Jahres weiß er zumindest, dass er, wenn er im Bereich der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (der Niederrhein, das Rheinland und das bergische Land) lebt, sich bald mit den Neuerungen auseinandersetzen muss. Denn die KV Nordrhein wird die Karte bundesweit als Vorreiter einführen. Seit Donnerstag gibt es so etwas wie einen Zeitplan. Hier die Funktionen und Eckdaten der Karte:

Zunächst ändert sich erst einmal nur, dass die Karte mit einem Lichtbild des Versicherten versehen ist. Sonst sind nur die Daten lesbar, die auch auf der bisherigen gespeichert waren: der Name des Patienten, die Krankenkasse und das Geburtsdatum. Weitere Daten werden in Etappen folgen.

Auf der Karte werden verpflichtend die Rezepte des Arztes gespeichert. Sie ersetzt zudem den Auslandskrankenschein. Auf freiwilliger Basis können wichtige Daten für die medizinische Versorgung im Notfall gespeichert werden - wie beispielsweise Allergien oder Medikamen-tenunverträglichkeit. Zudem können auch alle Medikamente gespeichert werden, die dem Patienten verordnet wurden. So sollen Doppelverordnungen verhindert werden. In der letzten Ausbauphase kann die elektronische Patientenakte gespeichert werden. Dazu gehören die Krankengeschichte, Röntgenaufnahmen, Laborbefunde und Operationen.

Der Zeitplan der Einführung ist noch etwas undurchsichtig. Fakt ist, dass ab dem ersten Quartal 2009, sprich in dem Zeitraum vom 1. Januar bis zum 30. März, alle Ärzte, Krankenhäuser, Zahnärzte und Psychiater mit den notwendigen Lesegeräten ausgestattet werden sollen. Keiner der Verantwortlichen will sich aber dazu äußern, wann die Aktion abgeschlossen ist. Zudem ist noch nicht die Finanzierungsvereinbarung zwischen den Verbänden unterzeichnet.

Ein weiterer Punkt ist noch ungeklärt: Da die neue Gesundheitskarte mit einem Lichtbild des Versicherten versehen sein muss, benötigen die Kassen Bilder ihrer Kunden. "Bislang ist mir nur bekannt, dass die Knappschaft ihre Kunden angeschrieben hat", sagt Christian Elspas von der Techniker Krankenkasse. Sein Unternehmen habe noch niemanden benachrichtigt.

Man werde damit erst zeitnah beginnen. Die Kosten für die neue Karte trage die jeweilige Kasse. Gilbert Mohr von der KV Nordrhein weist darauf hin, dass der Abschluss der Verteilung von den Kassen abhänge. "Wenn aber eine der großen Kassen ihre Kunden ausgestattet haben wird, werden die anderen so schnell wie möglich nachziehen", meint er. Das Lesegerät könne übrigens beide Kartensorten lesen. Wann mit der Freischaltung der neuen Daten begonnen werden kann, ist bislang unklar. Derzeit wird das System mit den freigeschalteten Daten in dem Pilotbezirk Essen/Bochum getestet.

Bei dieser Frage scheiden sich die Geister. Die Hersteller und auch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik versichern, dass nur die höchsten Sicherheitsstandards verwendet wurden. Ohne die Pin-Nummer, die der Patient selbst eingeben muss, könne keiner die Daten lesen. Zudem muss beispielsweise der Mediziner sich mittels seines Heilberufeausweises eine Autorisierung verschaffen. Kritiker warnen vor Datenmissbrauch.

So widerspricht der Informatiker Kai-Uwe Steffens, Vertreter des "Arbeitskreises Vorratsdatenspeicherung", der Darstellung, dass das von Staatsseite kontrollierte Projekt "Elekronische Gesundheitskarte" Datenschutzskandalen seitens der Privatwirtschaft vorbeuge: "Weder gibt es eine Garantie auf politische Entscheidungen der Zukunft in Bezug auf die Verwendung der sensiblen Krankheitsdaten auf Zentralservern, noch ist ein Vertrauen in die absolute Sicherheit der gespeicherten Patientendaten gerechtfertigt. Liegen die Daten erst mal vor, werden interessierte Kreise diese auch zu anderen Zwecken verwenden wollen".