Meinung Digitale Patientenakte - Gute Idee, aber Skepsis ist angebracht
Was für eine prima Idee: Krankenversicherte sollen mit dem Smartphone oder Tablet wie beim Online-Banking auf ihre elektronische Patientenakte zugreifen können. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will schnell den rechtlichen Rahmen dafür schaffen.
Wirklich effizient wird die Sache natürlich erst dann, wenn auch Ärzte und Krankenhäuser die Daten mit Zustimmung des Versicherten einsehen können. Denn es geht darum, Doppeluntersuchungen zu vermeiden und Wechselwirkungen von Medikamenten zu erkennen. Für den Patienten kann es sehr hilfreich sein, wenn der behandelnde Arzt sofort sieht, dass schon ein aktuelles Röntgenbild vorliegt und welches Antibiotikum jüngst verschrieben wurde. Es liegt auf der Hand, dass diese Transparenz nicht nur die Qualität der Versorgung verbessert, sondern auch gewaltige Einsparungen ermöglicht.
Angesichts der Erfahrungen mit der elektronischen Gesundheitskarte bleibt der Blick auf Spahns schöne neue Gesundheitswelt aber voller Skepsis. Mehr als 14 Jahre sind vergangen, mehr als eine Milliarde Euro wurde investiert, aber noch immer können die Patienten hierzulande ihre elektronische Gesundheitskarte nicht nutzen. Ärzte, Klinikvertreter, Apotheker, Kassenfunktionäre — sie alle saßen an einem Tisch und haben sich beim Ringen um die beste Gesundheitskarte eher blockiert als angespornt.
Diese Probleme sind nicht aus der Welt, wenn der Schlüssel zur Patientenakte keine Plastikkarte, sondern ein Smartphone ist. Der zentrale Knackpunkt bleibt die Sicherheit. Gebraucht wird ein eigenständiges Datennetz, damit die sensiblen Patientendaten nicht über das herkömmliche Internet verschickt werden müssen. Ärzte, Kliniken, Pflegeheime und die Versicherten sind auf diese Infrastruktur angewiesen. Hier muss Spahn Druck machen. Und er muss verhindern, dass die Kassen unterschiedliche Digitalakten aufbauen, die nicht kompatibel sind und den Wechsel der Versicherten erschweren.