Abzocke unter Neuland-Siegel - Staatsanwaltschaft ermittelt
Oldenburg (dpa) - Die Lebensmittelbranche gerät erneut in die Schlagzeilen. Diesmal trifft es den Verein Neuland, der besonders artgerechte Tierhaltung verspricht.
Nach Vorwürfen einer unberechtigten Verwendung des Neuland-Gütesiegels ermittelt die Staatsanwaltschaft Oldenburg. „Wir haben ein Ermittlungsverfahren gegen den Geschäftsführer einer Geflügel GmbH in Wietzen in Niedersachsen eingeleitet“, sagte Staatsanwältin Carolin Castagna am Mittwoch (16. April). Aufgrund der Berichterstattung in den Medien werde von Amtswegen ermittelt.
Die Behörde ist bundesweit für Fälle von Lebensmittelkriminalität zuständig. Der Betrieb soll Geflügel aus konventioneller Tierhaltung unter dem Gütesiegel des Vereins Neuland verkauft haben. Neuland verspricht eine besonders artgerechte Tierhaltung.
„Zeit online“ hatte über Unregelmäßigkeiten berichtet. Ein Landwirt soll gegenüber der Wochenzeitung eingeräumt haben, jahrelang konventionell gehaltene Mastvögel eingekauft, geschlachtet und als Neuland-Geflügel verkauft zu haben. Der Lieferant habe damit Hunderttausende von Euro verdient, hieß es in dem Bericht.
Neuland hatte in einer ersten Stellungnahme mitgeteilt, es handele sich um einen Einzelfall, bei dem möglicherweise „kriminelle Energie und Raffgier“ eine Rolle gespielt hätten. „Wir haben seit vielen Jahren mit dem Landwirt vertrauensvoll zusammengearbeitet und erst 2013 Hinweise auf Unregelmäßigkeiten bekommen.“
Es sei zu einem Zerwürfnis mit dem Lieferanten gekommen, weil er die Umstellung auf „nur noch langsam wachsende Rassen“ nicht habe mitgehen wollen, so das Unternehmen weiter. Im Dezember vergangenen Jahres habe der Landwirt den Vertrag mit Neuland gekündigt. Eine geplante Kontrolle im Betrieb habe deshalb nicht mehr erfolgen können. Nach Angaben der „Zeit“ soll es der wichtigste Neuland-Geflügellieferant gewesen sein.
Ein Sprecher von Neuland war zunächst nicht für eine Stellungnahme zu den Entwicklungen zu erreichen.