An Kinderzähnen ist immer weniger faul
Frankfurt/Main (dpa) - An deutschen Kinderzähnen ist immer weniger faul. Nach einer Studie der Universität Marburg hat sich in den vergangenen 15 Jahren vor allem die Zahngesundheit bei 12-Jährigen deutlich verbessert.
„Während bei den Schulanfängern immer noch viel zu viele Kinder Karieserfahrung an Milchzähnen aufweisen, sind die meisten Jugendlichen heute kariesfrei“, berichtet Prof. Klaus Pieper.
Alle drei bis vier Jahre wird im Auftrag der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Jugendzahnpflege deutschlandweit der Zahn-Zustand von Schülern verschiedener Altersgruppen erfasst. Das Vorsorge-Programm wird seit 1994 von der Universität Marburg wissenschaftlich begleitet. Zuletzt wurden 2009 bundesweit die Gebisse von 87 000 Schülern untersucht.
Zu diesem Zeitpunkt hatten Erstklässler im Bundesdurchschnitt 1,87 kranke Zähne - 1994 hatten Kinder mit sechs oder sieben Jahren noch knapp drei kariöse, fehlende und gefüllte Zähne. Bei den 12-Jährigen war die Verbesserung noch deutlicher: Statt 2,44 defekter Zähne lag der Durchschnittswert in dieser Altersgruppe nur noch bei 0,72.
Allerdings gebe es Unterschiede, vor allem zwischen den gesellschaftlichen Schichten. „Generell lässt sich feststellen, dass die Zahngesundheit bei Kindern umso besser ist, je höher der sozioökonomische Status ihrer Familien ist“, schreibt Pieper. Indikatoren für den Status sind Einkommen, Schulbildung und Beruf der Eltern. Es habe sich gezeigt, dass der Zahnzustand der 12-Jährigen klar einherging mit der Arbeitslosenquote im jeweiligen Bundesland.
Bei den Erstklässlern beispielsweise schwankte die Zahl der beschädigten Zähne zwischen 1,3 im Saarland und 2,6 in Thüringen. Bei den 12-Jährigen schnitt Baden-Württemberg am besten ab und Mecklenburg-Vorpommern am schlechtesten. Zudem gab es deutliche Unterschiede zwischen den Schulformen: Hauptschüler hatten deutlich höhere Karies-Raten als Gymnasiasten oder Realschüler.
Insgesamt sei jedoch in den vergangenen 15 Jahren „das Bewusstsein für Mundgesundheit“ besser geworden, glaubt Pieper - durch Präventionsmaßnahmen in Kindergärten und Schulen sowie durch die Aufklärung der Eltern. Je eher die Eltern ihren Kinder die Zähne putzen und je länger sie ihnen dabei helfen, desto gesünder sind später deren Zähne. Hilfreich ist auch Fluorid in Tabletten, in der Zahnpasta oder im Salz.
Allerdings gebe es in ganz Deutschland „noch immer viel zu viel Milchzahnkaries“, mahnte Pieper. 46 Prozent der Schulanfänger hatten im Laufe ihrer Kindheit schon mal mit Karies zu tun. Das Ziel der Weltgesundheitsorganisation - 80 Prozent der Milchzähne kariesfrei bis 2020 - sei noch in weiter Ferne.