Auf Herz und Nieren geprüft - Was ein Sport-Check nützt
Berlin (dpa/tmn) - Einfach loszulegen, obwohl man nie vorher Sport gemacht hat, kann böse Folgen haben. Bei einem Marathon sterben etwa immer wieder Menschen, weil sie einen unerkannten Herzfehler hatten.
Ein Sport-Check kann da vorbeugen, sollte aber gut überlegt sein.
Wenn ein Auto lange ungenutzt in der Garage gestanden hat, liegt es nahe, den Öl- und Wasserstand zu kontrollieren und den Reifendruck zu überprüfen, bevor es auf große Fahrt geht. Doch wenn es um den eigenen Körper geht, sind viele Menschen nicht so gewissenhaft: Sie stürzen sich nach Jahren der Sportabstinenz in kraftraubende körperliche Aktivitäten, ohne sich Gedanken zu machen, ob sie der Belastung gewachsen sind.
Sportmediziner empfehlen daher, sich vorher einem Gesundheitscheck zu unterziehen. Allerdings sollten Patienten sich genau überlegen, ob die Untersuchungen und wenn ja welche für ihre Zwecke sinnvoll sind. Denn meist müssen sie diese selbst zahlen, die Krankenkasse beteiligt sich allenfalls teilweise an den Kosten. Das gilt zumindest, so lange der Sport-Check keine auffälligen Befunde liefert. Denn er zählt zu den Individuellen Gesundheitsleistungen (IGeL), die nicht zum festgeschriebenen Leistungskatalog der gesetzlichen Kassen gehören.
Die Vorsorgeuntersuchung, wie sie die Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention (DGSP) in einer wissenschaftlichen Leitlinie empfiehlt, soll ermitteln, ob jemand durch Sport möglicherweise seine Gesundheit gefährdet. „Wir empfehlen sie jedem, der mit etwas intensiverem Sport beginnt, vor allem jungen Menschen zwischen 12 und 25 Jahren und Älteren, die ab 40 oder 50 wieder einsteigen wollen“, sagt DGSP-Ehrenpräsident Prof. Herbert Löllgen.
Beim Sport-Check füllt der Hobbysportler zunächst einen Fragebogenmit Fragen zu seinem Gesundheitszustand aus, anschließend erhebt der Arzt im Gespräch die gesundheitliche Vorgeschichte des Patienten. Dann folgt eine körperliche Untersuchung unter anderem mit Blutdruckmessung und nach orthopädischen und kardiologischen Gesichtspunkten.
Dazu gehört auch ein Elektrokardiogramm (EKG) im Ruhezustand, um die Herzfunktion zu bewerten. „Das Ruhe-EKG ist genauer als nur die Erhebung der Vorgeschichte“, erläutert Löllgen. Die Leitlinie sieht darüber hinaus bei bestimmten Patientengruppen ein Belastungs-EKG vor. So sollte es jeder machen, der Symptome einer Herzkrankheit hat, außerdem jeder, der älter als 65 Jahre ist.
Die Frage, ob der Sport-Check wirklich nötig ist, lässt sich schwer beantworten. Das Portal IGeL-Monitor des Medizinischen Dienstes des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen weist darauf hin, dass sich die Leitlinie auf kaum belastbare Studien stützen kann. Abraten mögen die Experten aber nicht.
Wie bei allen Vorsorge- und Früherkennungsmaßnahmen bestehe aber die Gefahr, „dass auffällige Befunde auf tatsächliche Gesundheitsrisiken hinweisen, die vielleicht behandelt werden, die jedoch auch unbehandelt niemals zu einem Problem geworden wären“, heißt es auf dem Portal.
Portal-Sprecher Christian Weymayr rät daher jedem potenziellen Hobbysportler, Vernunft walten zu lassen und sich vor Trainingsbeginn zu fragen: Wie fühle ich mich?
Das Beschwerdeportal IGeL-Ärger der Verbraucherzentralen hat noch keine Erfahrungen mit dem Sport-Check gemacht. Christiane Lange von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen empfiehlt, sich in jedem Fall vor dem Sport-Check bei der Krankenkasse zu erkundigen, ob diese einen Teil der Kosten übernimmt. Denn viele täten das bei einzelnen Vorsorgeuntersuchungen freiwillig. „Außerdem erleben wir bei den Beschwerden auch, dass Ärzte Leistungen als IGeL anbieten, die auch von den Krankenkassen angeboten werden“, ergänzt sie. Dadurch könne es zu Überschneidungen kommen mit Untersuchungen, die die Kasse ohnehin zahlt. Das kann etwa beim Körpercheck der Fall sein, auf den alle Versicherten ab 35 Jahre alle zwei Jahre Anspruch haben.