Baden im Sand - Wärmetherapie mit Urlaubsfeeling

München (dpa/tmn) - Schon der Gedanke an einen Strand vertreibt an kalten Tagen die düstere Stimmung. Wer mehr als nur träumen möchte, kann sich auch hierzulande inmitten von Sandhügeln in Urlaubsstimmung versetzen lassen.

So eine Wärmetherapie löst Verspannungen.

Schon seit der antiken Zeit gelten Sandbäder als effektive Form der Wärmebehandlung. Der aufgeheizte Sand als Unterlage und wohltuende Sonnenstrahlen lassen den Körper entspannen. So lockern sich Muskeln, und Schmerzen können gelindert werden. Besonders für Menschen mit Rücken- oder Gelenkproblemen kann das Strandliegen daher nicht nur vergnüglich, sondern auch nützlich sein. Allerdings sind Wärmebehandlungen mit trockenem Sand von Anwendungen mit Moor oder Fango zu unterscheiden.

„Fango, Lehm oder Schlick sind durch das Zubereitungswasser nass“, erklärt Prof. Jürgen Kleinschmidt, der lange Jahre zum Thema Kurmedizin an der Universität München geforscht hat. „Das ist der trockene Sand nicht und soll es auch nicht sein, er ist insofern etwas Eigenes.“ In der Reihe der Wärmetherapien stehen Anwendungen mit Sand mit 100 Prozent anorganischen Bestandteilen ohne Wasser an einem Ende. Moor hingegen besteht fast nur aus Wasser und organischem Material. Dazwischen sind sogenannte Peloide einzuordnen - schlammähnliche Anwendungsarten mit Fango oder Schlick. „Sand ist eine ganz schlichte Angelegenheit, in die man sich relativ einfach reinwühlen kann.“

Zu heiß dürfen die kleinen Körnchen aber nicht sein, denn Sand ist ein guter Wärmeleiter. Diese Erfahrung hat jeder schon einmal mit nackten Füßen am Strand gemacht. Die Schmerzgrenze der thermischen Hautrezeptoren von 42 Grad dürfe beim Sand nicht überschritten werden, betont Kleinschmidt. „Moor kann dagegen mit 45 bis 50 Grad angewandt werden.“ Die Haut reagiert auf diese Wärme nicht so empfindsam. Durch die Luftbrücken im Sand wird die Wärme aber auch schnell wieder abgegeben. Peloide speichern die Wärme durch die Feuchtigkeit länger und kommen daher vor allem zu physiotherapeutischen Zwecken zum Einsatz.

Eine gezielte Behandlung mit der trockenen Sandwärme bietet die „Psammotherapie“. Psammos ist griechisch und bedeutet Sand. Für ein solches Bad sind bis zu 500 Kilogramm Sand pro Wanne nötig, der gleichmäßig warmgehalten wird. Ein „Bad in heißem Wüstensand“ bietet zum Beispiel die Lahn-Dill-Bergland-Therme im hessischen Bad Endbach an, um ihre Gäste etwa bei Rückenleiden, Verspannungen oder Durchblutungsstörungen zu unterstützen. Sie werden bei Meeresrauschen für 25 Minuten auf einer Sandwärmeliege gebettet und in ein dünnes Vlies eingehüllt. Aus hygienischen Gründen darf die Haut nicht direkt mit dem Sand in Berührung kommen.

Wer neben der angenehmen Wärme auch ein Feriengefühl spüren möchte, liegt in einem Sandlichtbad genau richtig. Fernab von Mittelmeer und Nordsee wird der Besucher in einer imitierten Strandlandschaft in Urlaubsstimmung versetzt. „Gerade in der Winterzeit wird das sehr gut angenommen“, sagt Antje Preiss von der SaarowTherme in Bad Saarow in Brandenburg. Bei rund 30 Grad Lufttemperatur wird ein ganzer Strandtag simuliert: Innerhalb von 45 Minuten geht zunächst langsam die Sonne auf. Durch Parabolspiegel an der Decke wird das Licht reflektiert, sodass gleißendes Sonnenlicht nachgeahmt wird. Begleitet von Entspannungsmusik wird es dann langsam wieder dunkel.

Solche Sandlichtbäder sollen vor allem gegen Winterdepressionen helfen und alle Sinne betören. Neben Wärme und Licht spielen zum Beispiel bei den Anlagen der Firma Haslauer aus Mitterfelden in Bayern auch Musik und Duft eine Rolle. Brauner Spezialsand wird in einer Höhe von circa 20 Zentimetern in den Kulissen der belieferten Hotels oder Thermen aufgeschüttet. Durch eine Entkeimungsanlage werden sowohl Sandoberfläche als auch Raumluft nachts ähnlich wie in einem Operationsraum gereinigt.

„Man muss es wirklich erlebt haben“, erklärt Preiss den Effekt der Tageslichttherapie in Kombination mit dem warmen Wüstensand. „Das ist eben ein Event, wo es um mehr geht als um Sand“, sagt auch Kleinschmidt. Dieses Angebot sei für die Gesundheitsförderung und nicht gegen Krankheiten gedacht. „Es macht Spaß, und diese Wirkung darf man auch nicht unterschätzen.“