Bei Brenigs gibt's alles vom Pferd: Fohlen-Filet und Pferde-Gulasch
Trier (dpa) - Seit 140 Jahren verkauft die Trierer Metzgerei Brenig Pferdefleisch: vom Fohlen-Filet bis zum Pferde-Sauerbraten. Ein Nischengeschäft, das seine festen Kunden hat. Die Aufregung um den Pferdefleisch-Skandal kann Chefin Brenig gut verstehen.
An den Fleischhaken hängen die Pferde-Salamis. In der Auslage reihen sich Fohlen-Filets neben Fohlen-Rumpsteaks, Pferde-Wiener neben Pferde-Rouladen. Und auf den Regalen stehen Dosen mit Sauerbraten und Gulasch - natürlich aus dem Fleisch der Vierbeiner. In der Metzgerei Brenig in Trier gibt's alles vom Pferd. „Wir haben viele Stammkunden“, sagt Carola Brenig (44), die den Betrieb mit ihrem Bruder Marco Brenig in der fünften Generation führt. Die Kunden kommen aus Rheinland-Pfalz, dem Saarland und Luxemburg. Denn Pferdemetzgereien sind eher selten. Bundesweit gibt es um die Einhundert, in Rheinland-Pfalz sind es wohl gerade mal eine Handvoll.
Die Aufregung um falsch deklariertes Pferdefleisch in Fertiggerichten könne sie gut verstehen, sagt Brenig. „Der Betrug liegt darin, dass man die Leute fehlinformiert hat. Hätte man die Produkte gleich richtig etwa als Pferde-Lasagne verkauft, wäre das ja kein Problem gewesen.“
Pferdefleisch sei ein hochwertiges, fettarmes und nährstoffreiches Fleisch, sagt die Fleischereifachverkäuferin. In Deutschland sei der Pferdefleisch-Markt ein Nische: „Aber eine, die sich gut hält“, sagt sie und zeigt auf das rote, feste Fleisch. In Frankreich, Belgien, der Schweiz und Italien sei Pferdefleisch noch gängiger. „In Italien gibt es sogar Kindernahrung mit Pferdefleisch“, sagt Brenig. In Großbritannien und Irland aber gilt der Verzehr von Fleisch dieser Tiere als gesellschaftliches Tabu.
Der Pferdefleisch-Skandal habe auch eine gute Seite, sagt ein Kunde in der Trierer Pferdemetzgerei. Es gebe ein Umdenken beim Verbraucher: „Man setzt mehr auf regionale Produkte, bei denen man weiß, was drin ist und woher sie kommen“, sagt Kunde Georg Weege. Bei Metzger Brenig eine klare Sache: Die etwa zwölf Pferde, die jeden Monat verarbeitet werden, sind ausschließlich „Freizeitpferde“ aus der Region Trier und Luxemburg. Und produziert wird alles vor Ort, wenige Meter entfernt vom Laden, sagt Brenig. Die Pferdemetzgerei, die es seit 1873 gibt, sei die älteste Metzgerei in Trier.
Der Skandal hat auf Brenigs Geschäft bislang keine Auswirkungen gehabt. „Es geht ja auch nicht um Pferdefleisch an sich, sondern um den Etikettenschwindel.“ Wer Pferdewürste und -braten möge, der komme eben wieder. Zu Brenigs Kunden gehören neuerdings auch immer mehr Hundebesitzer: Denn viele Hunde litten an Allergien und Krankheiten - und könnten anderes Fleisch nicht fressen. Für sie hat Brenig reichlich Beinfleisch im Angebot.
Dass manche Leute Fleisch vom Pferd ekelig finden, kann die 44-Jährige nicht verstehen. Für sie sei das Wichtigste, dass die Tiere artgerecht behandelt worden seien und nicht aus Massentierhaltung stammten. Und Kunde Weege fügt hinzu: „Eine Kuh kann einem genauso lieb in die Augen schauen wie ein Pferd.“ Eine Einschränkung hat Brenig aber doch: „Ich könnte nie mein eigenes Tier essen - egal, ob es ein Pferd, eine Kuh oder ein Esel ist.“