Bei Rückenmarkverletzung zählt jede Sekunde
Halle (dpa) - Eine Verletzung des Rückenmarks kann jeden treffen - beim Autounfall oder Sturz von der Leiter. Dann ist Eile geboten. „Es zählt tatsächlich jede Sekunde“, sagt Klaus Röhl, Präsident der Deutschsprachigen Gesellschaft für Paraplegie, in Halle.
Menschen mit Rückenmarkverletzungen müssen unverzüglich in einem darauf spezialisierten Traumazentrum behandelt werden, rät Klaus Röhl. In diesen Zentren seien erfahrene Spezialisten und modernste diagnostische Verfahren unter einem Dach vereint. „Innerhalb kürzester Zeit wissen wir, was Sache ist“, sagte Röhl, der auch Chefarzt des Zentrums für Rückenmarkverletzte in Halle ist.
„Rückenmarkzellen reagierten wie Gehirnzellen auf Verletzungen beziehungsweise Unterbrechungen, Quetschungen, sie sterben ab“, erklärte er. Neben der rein medizinischen Behandlung sei auch eine soziale und psychische Betreuung des Patienten unabdingbar. In den Spezialkliniken gehe die medizinische Betreuung einher mit einer sofortigen Rehabilitation des Patienten. In Deutschland gibt es laut Röhl 24 Zentren für Rückenmarkverletzte mit rund 1140 Spezialbetten.
Bundesweit müssen den Angaben zufolge pro Jahr etwa 1500 Menschen aufgrund von Unfällen oder Erkrankungen lernen, ihr Leben mit einer Querschnittlähmung neu zu meistern. Nach Erkenntnissen der Gesellschaft, die sich der Behandlung von Rückenmarkverletzungen widmet, sind mehr als 70 Prozent dieser Unfallopfer junge Männer zwischen 18 und 24 Jahren. Vor eineinhalb Wochen war der Kandidat Samuel Koch bei der Sendung „Wetten, dass..?“ verunglückt.
Die Deutschsprachige Gesellschaft für Paraplegie mit Sitz in Berlin wurde 1987 gegründet. Sie dient dem wissenschaftlichen Erfahrungsaustausch und der Koordinierung von Forschungsvorhaben in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Ihr gehören laut Röhl rund 600 Mitglieder an, darunter Ärzte, Therapeuten sowie Seelsorger.