Der richtige Umgang mit Antibiotika

Berlin (dpa) - Bronchitis oder Lungenentzündung: Kranke bekommen dann oft ein Antibiotikum verschrieben. Das Problem: Immer mehr bakterielle Erkrankungen sind resistent gegen Antibiotika. Deshalb widmet sich der Weltgesundheitstag (7.

April) dem Thema.

Warum stehen Antibiotika jetzt im Fokus?

Immer mehr Antibiotika drohen in den kommenden Jahren als sichere Therapiemöglichkeiten auszufallen, weil Bakterien unempfindlich werden. „Ich sehe die Gefahr als sehr groß an“, sagte der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), Reinhard Burger, zum Weltgesundheitstag. „Die Waffe Antibiotika ist zunehmend stumpf geworden.“

Wie oft werden Antibiotika in Deutschland verschrieben?

Jeder vierte Kassenpatient hat 2009 mindestens einmal eine Krankheit mit Antibiotika bekämpft. Insgesamt schluckten damit mehr als 18 Millionen gesetzlich Versicherte diese Arzneimittel. Das hat das Deutsche Arzneiprüfungsinstitut (DAPI) errechnet, wie die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände mitteilte. Zahlen für das Jahr 2010 lagen noch nicht vor.

Deutschlands Antibiotikabedarf ist laut DAPI seit 2003 konstant. Im Schnitt habe jeder Patient 2,5 Antibiotikapackungen verordnet bekommen - so kamen 2009 insgesamt 45 Millionen Packungen zusammen. Privatrezepte wurden dabei nicht berücksichtigt. Überdurchschnittlich oft erhielten Versicherte der Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) und der Betriebskrankenkassen (BKK) Antibiotika - warum, sei unklar.

Wann kann man auf Antibiotika verzichten?

Bei leichten bis mittelschweren Entzündungen der Nasennebenhöhlen ist die Einnahme von Antibiotika meist überflüssig. Das erläutert das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Es verweist auf eine Analyse des internationalen Forschungsnetzwerks Cochrane Collaboration, das fünf kontrollierte Studien mit insgesamt 630 Teilnehmern ausgewertet hat. Die eine Hälfte der Teilnehmer erhielt jeweils Antibiotika, die andere ein Placebo-Präparat. Verbesserten sich die Symptome innerhalb von zwei Wochen nicht, sahen die Forscher die Behandlung jeweils als erfolglos an.

Die Ergebnisse zeigten, dass eine Nebenhöhlenentzündung meist auch ohne Antibiotika verschwindet: Bei acht von zehn Patienten (80 Prozent) ging die Krankheit innerhalb von zwei Wochen von selbst zurück. Unter denjenigen Teilnehmern, die Antibiotika bekamen, ging es zwar neun von zehn (90) und damit mehr Patienten besser. Der Unterschied liege aber bei nur 10 Prozentpunkten, so die Mediziner. Das IQWiG weist darauf hin, dass Menschen mit starken Beschwerden in den Studien nicht berücksichtigt wurden.

Wie lange muss man ein Antibiotikum einnehmen?

Ein Antibiotikum sollte unbedingt so lange eingenommen werden, wie der Arzt es verordnet hat. Wer die Therapie vorzeitig abbricht, riskiert, dass die Krankheitskeime mit der Zeit resistent gegen das Antibiotikum werden. Darauf weist Prof. Martin Schulz vom DAPI hin. Das Antibiotikum wirkt dann nicht mehr. Einer Rezeptdaten-Auswertung des DAPI zufolge wird jedem vierten gesetzlich Krankenversicherten mindestens einmal im Jahr ein rezeptpflichtiges Antibiotikum, das im gesamten Körper wirkt, verschrieben. Im Jahr 2009 waren das mehr als 18 Millionen Bundesbürger.