Deutsche gehen doch nicht so oft zum Arzt
Berlin (dpa) - Die meisten Bürger gehen doch nicht so oft zum Arzt wie bislang angenommen. 50 Prozent der Arztbesuche gingen auf die Kosten von 16 Prozent der Patienten - sie treiben damit die Statistik in die Höhe.
Dies berichtete das Zentralinstitut für die Kassenärztliche Versorgung in Deutschland (ZI) am Montag in Berlin. Es bestätigte damit einen Bericht der „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (Montag).
Zwar werden die Bundesbürger mit im Schnitt 17 Arztbesuchen häufig bei ihren niedergelassenen Medizinern vorstellig, sagte ZI-Geschäftsführer Dominik Graf von Stillfried der Nachrichtenagentur dpa. „Doch DEN Deutschen gibt es gar nicht.“
So gehe die Hälfte bis zu 10 Mal im Jahr zum Arzt. Ein Viertel der Patienten kontaktiere nur bis zu 4 Mal pro Jahr einen Mediziner. Weitere 25 Prozent der Patienten hätten 5 bis 10 Kontakte pro Jahr. Ein weiteres Viertel suchen 11 bis 22 Mal pro Jahr einen Arzt auf. Weitere 25 Prozent nehmen häufiger als 22 Mal pro Jahr einen Arzt in Anspruch. Dies geht aus dem Versorgungsatlas des ZI hervor, der auf Daten des Jahres 2007 beruht.
Viele der häufigen Arztbesuche gingen etwa auf Dialysepatienten zurück. Das Blutreinigungsverfahren bedarf häufiger Arztbesuche, wenn es ambulant von Medizinern durchgeführt wird. „In anderen Ländern sind das Patienten, die gar nicht ambulant behandelt werden“, sagte Stillfried. In wieder anderen Ländern, etwa in Skandinavien, besorge nichtärztliches Personal vielfach entsprechende Therapieschritte. In Großbritannien hingegen finde fachärztliche Versorgung ohnehin im Krankenhaus statt. Deshalb seien internationale Vergleiche schwer zu ziehen.
Kritiker von Krankenkassen und arztkritische Forscher hatten das rekordverdächtige Gedränge in deutschen Arztpraxen oft bemängelt. In anderen EU-Staaten ist weniger als die Hälfte der durchschnittlichen Arztbesuche in Deutschland normal. Derzeit streitet die Koalition heftig über die Praxisgebühr, weil sie die Zahl der Arztbesuche anders als geplant nicht vermindert hat.