Die geschenkte Stunde: Was man damit anfangen kann
Kassel (dpa) - 1 Stunde, 60 Minuten oder 3600 Sekunden - in dieser Zeit kann man einiges machen. Dieser Sonntag (30. Oktober) bietet die Gelegenheit. Er dauert länger - denn es ist mal wieder Zeitumstellung.
Wegen der Zeitumstellung hat der kommende Sonntag (30. Oktober) eine extra Stunde. Was also tun mit der geschenkten Zeit? Eine Fete veranstalten, länger fernsehen oder anfangen, ein besonders dickes Buch zu lesen? Wem das zu langweilig klingt, der stelle sich einen Eurofighter-Piloten vor.
Ein Soldat im Bundeswehr-Flieger schafft innerhalb einer Stunde bis zu 2450 Kilometer. Das reicht für eine Strecke von Hamburg bis nach Antalya in der Türkei - und den Eurofighter gibt's sogar als Doppelsitzer.
Wer kein Eurofighter-Pilot ist, kann sich auch in einen Zug setzen. Die Nachtzüge der Deutschen Bahn, die zu der Zeit unterwegs sind, stehen still in der „doppelten“ Stunde, um planmäßig am Zielbahnhof anzukommen. „Die Reisenden können schlafen“, sagte ein Bahnsprecher. In die Nacht rausgucken geht auch.
Wer so schnell läuft wie Patrick Makau aus Kenia bei seinem kürzlich in Berlin aufgestellten Marathon-Weltrekord, der käme in einer Stunde 20,48 Kilometer weit. Für den Weltrekord erhielt Makau übrigens 50 000 US-Dollar (rund 36 500 Euro). Wenn man nur die Laufzeit rechnet - und nicht das ganze Training - käme man auf einen Stundenlohn von rund 17 700 Euro.
Bei einem solchen Spitzen-Stundenlohn sieht übrigens nicht mal Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann mit seinem Durchschnitt top aus. Der Schweizer verdiente im vergangenen Jahr geschätzt etwa neun Millionen Euro. Bei einer angenommenen 50-Stunden-Woche sind das rund 3460 Euro pro Stunde. Zum Vergleich: Ein Hartz-IV-Empfänger erhält bei einer rechnerischen 40-Stunden-Woche rund 2,20 Euro pro Stunde.
Möglich ist innerhalb einer Stunde natürlich auch Sex. Als deutscher Normalbürger allerdings wären am Ende des Aktes noch 42 Minuten für das Nachspiel übrig. Mit 17,6 Minuten liegt Deutschland bei der Dauer des Liebesspiels nämlich knapp unterhalb des weltweiten Durchschnitts von 18 Minuten, wie aus einer Studie des Kondomherstellers Durex hervorgeht, in der weltweit mehr als 22 000 sexuell Aktive befragt wurden.
Sollte man aber 60 Minuten durchhalten, werden in dieser Stunde rund 330 Kilokalorien verbraucht. Anstrengender ist es zum Beispiel, eine Stunde zu joggen (rund 550 Kilokalorien), wie Prof. Ingo Froböse von der Sporthochschule in Köln sagt.
Was eine Stunde Ungewöhnliches bieten kann, wird für die meisten am Sonntag wohl nur ein Traum bleiben - vielleicht aber nicht der einzige. Wie viele Träume innerhalb einer Stunde möglich sind, sei unklar, berichtet Traumforscher Prof. Michael Schredl vom Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim.
Es sei schwierig zu sagen, „ob es ein Traum ist oder mehrere Sequenzen“, betont er. Zudem erinnere man sich in der Regel nur noch an die letzte geträumte Viertelstunde vor dem Aufwachen. „Man geht davon aus, dass durchgängig beim Schlaf geträumt wird. Eine Stunde Schlaf ist also eine Stunde Traum. Da passt einiges rein.“
Ob mit vielen oder wenig Träumen - die womöglich beste Idee, die zusätzliche Stunde in der Nacht sinnvoll zu nutzen, ist allerdings: Ganz normal zu schlafen! Denn am 25. März 2012 wird uns die geschenkte Stunde wieder geklaut. Dann beginnt wieder die Sommerzeit.