Die Geschichte hinter... den Adventsköstlichkeiten
Berlin (dpa) - Ob Weihnachtsgans, Glühwein, Spekulatius oder Lebkuchenhaus - diese Adventsköstlichkeiten haben Tradition. Doch warum? Und woher kommen sie eigentlich? Ein Überblick.
Die Geschichte hinter... der Weihnachtsgans: Der Gänsebraten ist der Deutschen liebstes Weihnachtsessen. Meist wird die Gans mit Äpfeln, Kastanien, Zwiebeln oder Trockenpflaumen gefüllt, dazu gibt es traditionell Rotkohl und Klöße als Beilagen. Der Ursprung geht auf den katholischen Brauch der Martinsgans zurück, die vor Beginn der adventlichen Fastenzeit am 11. November gegessen wird. Am Heiligabend endet diese Zeit, und es kommt wieder eine Gans als Festtagsbraten auf den Tisch. Der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch von Gänsefleisch liegt in Deutschland bei gerade einmal 400 Gramm - von insgesamt etwa 19 Kilogramm Geflügelfleisch. Gut 90 Prozent der Gänse landen in den sechs Wochen vom Martinstag bis Weihnachten auf dem Teller. Die hierzulande produzierten Masttiere decken nur gut 15 Prozent des heimischen Bedarfs. Die meisten Weihnachtsgänse kommen als Tiefkühlware aus Polen oder Ungarn auf die festliche Tafel.
Die Geschichte hinter ... dem Glühwein: Ein Glühweinstand gehört zu jedem Weihnachtsmarkt. Das meist aus Rotwein hergestellte alkoholische Getränk wird mit Zimt und Gewürznelken erhitzt und je nach Geschmack mit Honig, Kandis oder Zucker gesüßt. Schon die Römer kannten Glühwein: Kochbuchautor Marcus Gavius Apicius verriet im ersten Jahrhundert n.Chr. das Rezept für einen warmen Würzwein mit Honig, Lorbeer, Koriander und Thymian. In Deutschland gehen jährlich rund 50 Millionen Liter Glühwein über den Tresen. Der Mindestalkoholgehalt ist gesetzlich auf sieben Volumenprozent festgelegt, kann aber bis zu 14,5 Prozent betragen. Glühwein steigt schnell zu Kopf: Durch die Wärme werden die Gefäße besser durchblutet und das Getränk entfaltet seine Wirkung schneller als herkömmlicher Wein. Zucker fördert zudem die Alkoholaufnahme. Schon ein 0,2-Liter-Becher mit rund zehn Prozent Alkohol erhöht den Blutalkoholgehalt um bis zu 0,25 Promille.
Die Geschichte hinter ... dem Spekulatius: Spekulatius-Kekse sind hierzulande ein typisches Weihnachtsgebäck. Der Mürbeteig wird in flachen Holz- oder Metallformen ausgebacken. Zimt, Kardamom und Nelken geben dem Gewürz-Spekulatius sein charakteristisches Aroma. Mildere Varianten sind der Butter- und der Mandelspekulatius. Sein Ursprungsgebiet sind die Niederlande, Belgien, Westfalen und das Rheinland. Der Name Spekulatius ist wohl vom lateinischen „spekulator“ (der Schauende, der Beobachter) abgeleitet, dem Beinamen des Heiligen Nikolaus. Traditionelle Backformen bilden Symbole der Nikolauslegende wie Schiff oder Pferd ab. Andere Figuren wie Windmühle, Bauernhaus oder Elefant sind später aus Holland dazugekommen. In Deutschland wird der Spekulatius meist nur in der Adventszeit gegessen, in den Niederlanden das ganze Jahr.
Die Geschichte hinter ... dem Lebkuchenhaus: Ein Klassiker des vorweihnachtlichen Gebäcks ist das Lebkuchenhaus. Das Wort Lebkuchen leitet sich wohl vom lateinischen „libum“ ab und bedeutet „Fladen“ oder „Opferkuchen“. In der Antike wurde diesem Honigkuchen mit Nüssen, Mandeln, Honig und kostbaren Gewürzen wie Pfeffer und Zimt eine heilende Wirkung nachgesagt. Er wurde den Göttern geopfert. Im Mittelalter wurden Oblaten-Backstuben der Klöster auch zu Zentren der Lebkuchenherstellung. Es entstanden neue Formen wie Sterne, Herzen oder Nikolaus-Figuren. Etwa vom Jahr 1500 an galt Lebkuchen oder Pfefferkuchen auch als Patenbrot: Patenonkel und -tante schenkten Mädchen eine Frau und Jungen einen Reiter aus Lebkuchen. Das Märchen von „Hänsel und Gretel“ mit dem Haus der Hexe beeinflusste das Aussehen des heute bekannten Pfefferkuchenhauses - mal essbar aus Lebkuchenplatten, mal in Übergröße aus anderem Material als Kinder lockender Blickfang auf Weihnachtsmärkten.