Experten warnen: Kinder von Dicken gefährdet
Rostock (dpa) - Frauen können mit ihrer Ernährung während der Schwangerschaft und Stillzeit die Gesundheit ihrer Kinder maßgeblich beeinflussen. Dies gelte nicht nur für die Gesundheit des Nachwuchses in der Zeit des Wachstums.
Negative Einflüsse können weit bis ins spätere Erwachsenenalter reichen. Das sagte Jan Däbritz, Ernährungsspezialist und Vizechef der Kinder- und Jugendklinik der Universitätsmedizin Rostock.
„Die Schwangere ist in der Pflicht: Studien belegen, dass an der Einschätzung, dass übergewichtige Mütter auch übergewichtige Kinder haben, durchaus etwas dran ist.“ Die Folgen später im Erwachsenen-Alter können unter anderem Gefäßerkrankungen wie Bluthochdruck oder Infarkte sowie Diabetes sein.
Hintergrund sei die sogenannte metabolische Programmierung. Diese besage, dass Inhaltsstoffe von Lebensmitteln zu genetischen Veränderungen führen können. Diese werden zwar nicht weitervererbt, sie können aber Einfluss auf das Ablesen von Genen haben. Dies wiederum habe Auswirkungen auf die Produktion von Proteinen oder Enzymen. Dabei sei kein einzelnes Lebensmittel als „schlecht“ zu bezeichnen, betonte Däbritz. Es gehe vielmehr um das allgemein ungesunde Ernährungsverhalten und das viel zu hohe Energieangebot, das mit der Nahrung aufgenommen wird.
Diese Einschätzung wird von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) geteilt. Starkes Übergewicht während der Schwangerschaft erhöhe auch das Risiko für Komplikationen bei der Geburt für Mutter und Kind. „Vor dem Hintergrund, dass bereits jede dritte bis vierte Frau in Deutschland im gebärfähigen Alter übergewichtig ist, handelt es sich potenziell um ein gesundheitspolitisches Problem mit erheblichem Ausmaß“, sagte DGE-Sprecherin Antje Gahl. Schwangere müssten auch nicht für zwei essen, so viel mehr Energie werde in der Schwangerschaft nicht gebraucht. Prävention beginne bereits im Mutterleib, fasste die Expertin zusammen.
Es ist nach Ansicht von Däbritz die Pflicht von Frauenärzten, Schwangere auf die Bedeutung der Ernährung hinzuweisen. So gehöre etwa Fisch mit seinen wichtigen Fettsäuren auf den Speiseplan, um Beeinträchtigungen der Hirnentwicklung der Ungeborenen zu verhindern.