Fortschritte bei Bestrahlung von Prostata-Krebs
München (dpa) - Bei Prostata-Krebs ist die Bestrahlung nach Expertenangaben inzwischen eine gleichwertige Alternative zur operativen Entfernung der Vorsteherdrüse geworden.
Nach Fortschritten in der Medizintechnik erziele man mit Bestrahlung heute vergleichbare Heilungsraten, sagte der Strahlentherapeut Prof. Michael Molls am Donnerstag (31. März) in München. Beide Methoden hätten Vor- und Nachteile, beim drohenden Verlust der Erektionsfähigkeit des Patienten gebe es im Ergebnis jedoch keinen Unterschied.
„Die moderne Strahlentherapie hat sich sehr weit entwickelt und Möglichkeiten eröffnet, von denen man vor Jahren nur träumen konnte“, sagte der Mediziner vom Münchner Klinikum rechts der Isar. Mit modernen Geräten lasse sich die Bestrahlung besser im Körpergewebe eingrenzen. Die dadurch mögliche Erhöhung der Strahlendosis verbessere die Chancen, alle Krebszellen abzutöten, und verspreche somit höhere Heilungschancen gegenüber früheren Bestrahlungsmethoden.
Bei Behandlung von Patienten mit Prostata-Krebs besteht grundsätzlich die Gefahr der Impotenz. Dies hänge damit zusammen, dass die Nerven für die Erektionsfähigkeit genau entlang der Prostata verlaufen und sehr empfindlich sind, erläuterte der Urologe Prof. Jürgen Gschwend. Bei einer operativen Entfernung der Prostata komme es bei bis zu 30 Prozent der Patienten zu Störung oder Verlust der Erektionsfähigkeit.
Dieses Risiko ist aber auch bei einer Strahlentherapie nicht geringer, machten Gschwend und Molls deutlich. Nach einer Bestrahlung trete ein möglicher Erektionsverlust jedoch erst nach drei bis fünf Jahren auf. Mittelfristige Folge der Bestrahlung könne nämlich sein, dass die sehr feine Blutversorgung der für die Erektion wichtigen Nerven nicht mehr gut funktioniere, erklärte Molls.
Während bei einer Prostata-Operation auch das Risiko bestehe, dass der Patient danach das Wasser nicht mehr oder nur schlecht halten könne (Harn-Inkontinenz), spiele diese Gefahr bei einer Strahlentherapie praktisch keine Rolle, sagte Gschwend. Nach einer Prostata-Operation träten bei unter zwei Prozent der Patienten Inkontinenz und bei unter fünf Prozent leichtere Formen der Inkontinenz auf. Umgekehrt bestehe bei einer Bestrahlung die Gefahr, dass der Enddarm in Mitleidenschaft gezogen werde. Nach den Worten von Molls dauert eine Strahlenbehandlung in der Regel acht Wochen, wird aber ambulant vorgenommen.
Das Klinikum rechts der Isar gehört zur Technischen Universität München. Dort beginnt am Freitag (1. April) ein zweitägiges wissenschaftliches Symposium zur Strahlenbehandlung von Prostata-Krebs.