Gefährliche Risse in der Aorta oft unbemerkt
München (dpa) - Die Symptome sind Bauchschmerzen, Schweißausbrüche und niedriger Blutdruck: Der Riss der Aorta tritt plötzlich auf und endet nicht selten tödlich. Dabei könnte die Ursache, ein Aneurysma, in vielen Fällen früh erkannt werden.
Die Aorta ist die größte Ader im menschlichen Körper - und wenn sie reißt, ist es meist zu spät. Ärzte des Münchner Aortenzentrums werben daher für Vorsorgeuntersuchungen, um Aneurysmen rechtzeitig zu erkennen und den lebensgefährlichen Riss der Hauptschlagader zu verhindern. „Die Aorta ist die Hauptstraße im menschlichen Körper“, sagt der Gefäßchirurg Hans-Henning Eckstein im Vorfeld der Aortenkonferenz am Wochenende im Deutschen Herzzentrum München.
Die Zahl der Krankheiten mit Aorta-Schäden nehme zu. Ursache ist in den meisten Fällen ein Aneurysma, also eine krankhafte Erweiterung der Hauptschlagader. „Man spürt es nicht, das ist das perfide“, sagte Eckstein über den „Silent Killer“ (Geräuschloser Killer). Deshalb würde die Krankheit oft erst bei Routineuntersuchungen erkannt. Neben der Hauptschlagader sind von diesen Erkrankungen auch lebenswichtige Organe wie das Herz, das Gehirn oder die Nieren betroffen.
Besonders gefährdet seien Männer ab 65 Jahren. „Das beste Medikament ist, mit dem Rauchen aufzuhören“, sagte Eckstein. Das Risiko, dass die Aorta reißt, sei bei Rauchern oder ehemaligen Rauchern besonders hoch. „Die Betroffenen klagen plötzlich über heftige Bauch- oder Rückenschmerzen, bekommen Schweißausbrüche und der Blutdruck geht runter“, beschreibt Eckstein die Symptome. „Das kann zu jeder Tageszeit passieren.“ Eine besondere Belastung müsse dem Riss nicht zwingend vorausgehen. Rund 30 000 Patienten werden in Deutschland jährlich mit Krankheiten an der Aorta behandelt, die meisten von ihnen müssen operiert werden.
Vorbeugen kann eine rechtzeitige Ultraschall-Untersuchung. Dieses sogenannte „Screening“ ist zum Beispiel in Großbritannien oder den USA weit verbreitet, wird in Deutschland aber noch nicht von den Krankenkassen übernommen. „Da sind wir leider noch nicht soweit“, sagte Eckstein, der neben der Politik auch an Hausärzte appelliert, ihren Patienten die Vorsorgeuntersuchung für etwa 30 Euro anzubieten.
Sollte eine Operation unumgänglich sein, empfiehlt Eckstein erfahrene Gefäß- oder Herzchirurgen. „Man sollte dahin gehen, wo es oft gemacht wird.“ Laut Eckstein sterben bundesweit etwa fünf Prozent der Patienten bei oder an den Folgen der Operationen. Eine Zweitmeinung einzuholen, sei in jedem Fall sinnvoll.
Am Freitag und Samstag (4. und 5. November) findet im Deutschen Herzzentrum in München die erste Münchner Aortenkonferenz statt. Erwartet werden zwischen 200 und 300 internationale Experten, größtenteils Herz- und Gefäßchirurgen. Sie beraten darüber, wie man die Erkrankungen im Vorfeld erkennen und im Notfall Leben retten kann.