Gift im Tee: Verbraucher über Gefahr im Unklaren
Das Bundesinstitut für Risikobewertung ist krebserregenden Stoffen in Aufgussgetränken auf die Spur gekommen.
Düsseldorf. In vielen Tees und auch Honigen sollen in unterschiedlich hoher Konzentration Giftstoffe enthalten sein, die im Verdacht stehen, Krankheiten wie Krebs zu begünstigen. Zu diesem Ergebnis kam das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) schon im Juli dieses Jahres. Das machte zwar Schlagzeilen und sorgte für Sondersendungen in Radio und Fernsehen, doch Aufklärung für Verbraucher gibt es bis heute kaum. Es wurde ruhig um das Gift, das sich offenbar nach wie vor in Tees befinden kann.
„Das BfR ist weiterhin mit dem Thema befasst, und unsere Empfehlungen zum Verzehr gelten nach wie vor“, teilt das Institut auf Nachfrage unserer Zeitung mit. Dieser Tipp beunruhigt allerdings mehr, als dass er ein Gefühl von Sicherheit verbreiten könnte, schon allein weil die empfohlenen Tagesdosen auffallend gering sind. Wer täglich drei Tassen Kräutertee konsumiert gilt bereits als „Vieltrinker“.
Was können die Verbraucher nun tun? Das Institut rät: „Das potenzielle Risiko lässt sich verringern, wenn bei der Auswahl von Lebensmitteln die generelle Empfehlung zu Abwechslung und Vielfalt berücksichtigt wird.“ Insbesondere Eltern empfehle man, ihren Kindern nicht ausschließlich Kräutertees und Tee anzubieten. Die Einschränkungsempfehlung gelte auch für Schwangere und Stillende.
Pyrrolizidinalkaloide (PA) heißen die verdächtigen sekundären Pflanzenstoffe, die laut den Experten vom BfR in hoher Dosierung zu tödlicher Leberfunktionsstörung führen können. Bei dem Verzehr von Honig oder Kräutertee- und Teeaufgüssen sei eine akute Gesundheitsgefährdung zwar unwahrscheinlich. Doch bei langfristigem Konsum, wie er ja bei traditionellen Teetrinkern Realität ist, seien Schädigungen von Leber und Lunge nicht auszuschließen. Zumindest in Tierversuchen hätten sich bestimmte PA als genotoxische Kanzerogene (krebserregende Stoffe) erwiesen.
Diese Gifte, mit denen sich Pflanzen vor Fressfeinden schützen, müssen indes nicht unbedingt in den Teeblättern selbst enthalten sein, sondern könnten vielmehr von Nachbarpflanzen stammen. „Wir tappen selber noch etwas im Dunkeln“, sagt eine Sprecherin des BfR. Irritierend sei vor allem, dass teilweise in ein und derselben Charge unterschiedlich hohe Gehalte des schädlichen PA auftauchten.
Daher könne man dem Verbraucher auch keine Unbedenklichkeitsliste an die Hand geben. Bio-Marken seien ebenso betroffen wie Discounter-Ware, Kräutertee ebenso wie Grün- und Schwarztee. „Wir können nur raten, den Teekonsum in Grenzen zu halten.“ Man müsse allerdings nicht gleich in Panik verfallen.
Unterdessen habe die Teewirtschaft unter Federführung ihrer Fachverbände sogleich mit der Auswertung der vorgestellten Erkenntnisse begonnen, teilt der Teeverband mit. Es solle zügig eine Minimierung der PA in den Produkten erzielt werden. Die neuen Untersuchungsverfahren wolle man künftig in die Qualitätssicherung einbinden.