Gutartige Tumore mit bösen Folgen - Myome sind oft Zufallsfunde
Berlin (dpa/tmn) - Extrem starke Regelschmerzen oder ein Kinderwunsch, der nicht in Erfüllung geht: Dahinter können Myome stecken - gutartige Tumore in der Gebärmutter, die oft nur zufällig entdeckt werden.
Nicht in allen Fällen sind sie unmittelbar behandlungsbedürftig.
Nur wenige Frauen wissen davon, dabei ist mindestens jede dritte Frau von Myomen betroffen: Sie wachsen als gutartige Tumore in der Gebärmutter. Oft bleiben sie völlig unbemerkt, erst wenn sie Probleme machen, muss der Arzt eingreifen. Immer noch wird dann häufig zu einer Gebärmutterentfernung geraten. Doch es gibt sanftere Methoden.
Warum Myome überhaupt entstehen, darüber gibt es bisher nur Vermutungen. „Was man am ehesten weiß, ist, dass es eine genetische Komponente gibt“, erklärt Prof. Matthias David von der Frauenklinik der Charité in Berlin. Wenn die Mutter betroffen ist, muss also auch die Tochter mit den Tumoren rechnen. Ebenso spielen die Hormone eine Rolle: Ein hoher Östrogenspiegel fördert das Wachstum.
Auch Weizen, Hülsenfrüchte und tierisches Eiweiß, emotionaler Stress, Weichmacher und zu wenig Bewegung könnten das Myomwachstum begünstigen, sagt Reinhild Georgieff von der Arbeitsgemeinschaft für Naturheilkunde, Komplementärmedizin, Akupunktur und Umweltmedizin in der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe.
Diagnostiziert werden Myome oft nur zufällig während Routineuntersuchungen. Doch manchmal machen sich Myome auch direkt bemerkbar. Symptome sind vor allem starke und langanhaltende Blutungen. Wenn die Tumore rasch wachsen, können sie außerdem Schmerzen verursachen. Auch Frauen, die bereits seit einem Jahr vergeblich versuchen, schwanger zu werden, sollten an Myome denken.
Was genau passiert, wenn eine Frau mit Myomen schwanger wird, lässt sich schwer voraussagen. Unter dem Einfluss der Schwangerschaftshormone können die Tumore noch stärker wachsen. Diese Frauen müssen mit einem Kaiserschnitt rechnen, wenn ein großes Myom die Geburt behindert. „Im Moment geht der Trend deswegen dahin, sich vor einer geplanten Schwangerschaft auf Myome untersuchen zu lassen, um sie vorher zu behandeln“, erläutert Prof. Gerlinde Debus von der Frauenklinik am Klinikum Dachau. Dabei sind aber einige Nebenwirkungen der klassischen Behandlungsmethoden zu beachten.
Grundsätzlich gilt: Myome müssen nur behandelt werden, wenn sie Schmerzen oder gefährliche Blutungen verursachen oder schnell wachsen. Machen Myome keine Probleme und verhindern auch keine Schwangerschaft, können sie unbehandelt bleiben, sollten aber regelmäßig kontrolliert werden. Meistens lassen sich Myome durch einen kleinen Bauchschnitt oder durch die Scheide entfernen. Wenn nach einer Entfernung die Gebärmutter genäht werden muss, kann es bei einer künftigen Schwangerschaft im schlimmsten Fall zu einem Riss in der Gebärmutterwand kommen.
Eine Alternative zur OP ist die Embolisation. Dabei werden winzige Kunststoffkugeln über einen Katheter in die Gebärmutterarterie gespült. Sie verschließen die Blutgefäße, die die Myome versorgen, und hungern sie aus. Allerdings ist nicht sicher, ob die Patientin danach weiter fruchtbar ist. Für Frauen mit Kinderwunsch kommt daher am ehesten der fokussierte Ultraschall infrage. Dabei töten gebündelte Ultraschallwellen Myome gezielt ab.
Patientinnen, die nicht gleich mit Skalpell und Ultraschall in ihren Körper eingreifen lassen wollen, können auch alternative Behandlungsmethoden versuchen. Naturheilkunde-Expertin Georgieff empfiehlt ihren Patientinnen dann anthroposophische und pflanzliche Mittel, die auch gegen Schmerzen und Blutungen helfen sollen. Zusätzliche Akupunktur kann Krämpfe lösen. Aber: „Ich habe noch nicht gesehen, dass sich Myome wegzaubern“, sagt Georgieff. „Man kann sie nur in ihrem Wachstum stoppen.“