Häufige Infekte können auf Immunschwäche beruhen
Köln (dpa/tmn) - Kleinkinder werden häufig krank. Das liegt daran, dass ihr Immunsystem noch nicht ausgereift ist. In seltenen Fällen kann auch eine Immunschwäche vorliegen. Was darauf hindeuten könnte, erläutert der Kinderarzt Ulrich Fegeler.
Acht bis zwölf Infektionen pro Jahr sind bei Säuglingen und Kleinkindern normal. Denn das kindliche Immunsystem ist noch nicht voll ausgereift und muss sich erst mit den verschiedenen Keimen auseinandersetzen. In den seltensten Fällen liegt eine Immunschwäche vor. Nur wenn ein Kind zum Beispiel mehrmals Lungenentzündungen oder Pilzinfektionen im Jahr durchmacht oder mehr als zwölf fieberhafte Infektionen, kann dies - muss aber nicht - ein Hinweis sein, erklärt Ulrich Fegeler vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ).
Es gibt verschiedene Arten von Immundefekten - je nachdem, welcher Teil des Immunsystems betroffen ist. Leidet ein Kind unter mehr als einem der folgenden Gesundheitsprobleme im Verlauf eines Jahres, kann dies auf einer geschwächten Abwehr beruhen:
- hartnäckige Pilzinfektionen im Mund oder auf der Haut
- Schwierigkeit zu wachsen und zuzunehmen, Gedeihstörung genannt
- vier oder mehr schwere Ohrinfektionen
- wiederkehrende Abszesse an der Haut oder an inneren Organen
- zwei oder mehr Lungenentzündungen
- zwei oder mehr schwere Entzündungen wie eine Blutvergiftung
- zwei oder mehr schwere Nasennebenhöhleninfektionen
- zwei oder mehrere langwierige Antibiotikabehandlungen, dazu gehören zum Beispiel auch Antibiotikainfusionen
„Auch Schulkinder können bis zu achtmal im Jahr eine Erkältung haben, ohne dass Eltern sich Sorgen machen müssen“, sagt Fegeler. „Wenn sich aber bei Erkältungen häufig Komplikationen entwickeln, die jeweils antibiotisch behandelt werden müssen und das Kind sich schwer erholt, sollten Eltern ihrem Kinder- und Jugendarzt darüber berichten.“
Besonders aufmerksam sollten Eltern sein, wenn Störungen der Immunabwehr in der Familie bekannt sind. In Europa sind angeborene Immundefekte noch seltener als in den USA: Hier ist etwa eines von 20 000 Kindern betroffen, in Amerika etwa eines von 10 000 Kindern.