Hepatitis ist eine globale Bedrohung für die Gesundheit
Allein in Deutschland gibt es 700 000 Infizierte. Gespräch mit dem Forscher Dieter Häussinger.
Düsseldorf. Hepatitis, eine schwere Leberentzündung, kann tödlich enden. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erkannte die Hepatitis-Virus-Infektionen als „globale Gesundheitsbedrohung“ an. Anlässlich des Welt-Hepatitis-Tages am Samstag sprachen wir mit Professor Dieter Häussinger (61), einer Koryphäe in der Leberforschung.
Am Universitätsklinikum Düsseldorf verfügt der Ordinarius für Innere Medizin als einziger Klinikdirektor über einen Hochsicherheitstrakt für Infizierte. Häussinger betreut das neue Leber- und Infektionszentrum als einzige Sonderisolierstation in NRW. „Bei uns ist das Haus immer voll“, sagt der Chefarzt und erklärt: „Gegen Hepatitis A und B kann man sich impfen lassen. Eine Impfung bei Hepatitis C ist noch nicht möglich.“
„In Deutschland geht man von rund 700 000 Infizierten aus, die Zahl der chronischen Fälle beträgt über 300 000“, sagt Häussinger. In Düsseldorf würden jährlich 5000 Patienten betreut, wobei der Schwerpunkt der Therapie den chronischen Infektionen gilt. „Und jedes Jahr kommen 300 bis 400 neue Patienten hinzu.“
Das Problem sieht der Mediziner im fehlenden Frühwarnsystem der Leber: „Der Körper bildet in der Regel Antikörper als natürlichen Schutz. Wo dieser Schutz fehlt, entstehen die Schwierigkeiten, denn die Infizierten haben jahrelang keine Beschwerden. Erst wenn bei Routineuntersuchungen eher zufällig erhöhte Leberwerte registriert werden, kommen die Patienten zu uns“. Dann wird es ernst, denn Hepatitis kann zu Leberzirrhose, Leberkrebs und Leberversagen führen. Für viele Patienten bleibt nur die Lebertransplantation.
Vor dem Sprechzimmer hängt ein Zettel, dass die Leber wichtiger sei als jedes andere Organ. Der Fachmann erklärt: „Die Leber regelt den gesamten Stoffwechsel im Körper.“ Je früher die Infektion entdeckt werde, desto besser lasse sie sich therapieren.
Die Übertragungswege der Hepatitis-Viren reichen von intravenösen Drogen, Bluttransfusionen und offenen Blutwunden bis zu Infektionen durch Geschlechtsverkehr. Häussinger berichtet auch von neuen Subtypen wie Hepatitis E: „Wenn das Fleisch von Hirsch oder Wildschwein nicht durchgebraten ist, sondern noch etwas roh auf den Esstisch kommt, kann sich eine milde Form der Krankheit bilden. Allein in Deutschland werden jährlich 400 dieser Fälle gemeldet.“ Aber es gebe gute Impfstoffe.
Nur etwa ein Drittel der Infizierten zeigt nach einer Inkubationszeit bis sechs Monaten eine Gelbfärbung von Haut und Augen. Weitere Anzeichen sind u.a. dunkler Urin und Gliederschmerzen.
Das Hepatitis-C-Virus wurde erst 1989 im Blut entdeckt, seit 1991 werden alle Blutspender untersucht. Ist die Haut intakt, greifen die infektiösen Partikel den Menschen nicht an. Das tun sie nur, sobald sie durch Drogen-Spritzen, Nadelstichverletzungen oder unsaubere Tätowierungen in die Blutbahn gelangen.