Immer mehr Frauen sterben an Raucherkrebs
Wiesbaden (dpa) - Heute sterben fast drei Mal so viele Frauen an typischen Raucherkrebsarten wie vor 30 Jahren. Dabei geht der tägliche Zigarettenkonsum zurück. Der Trend geht zu preiswerten Alternativen.
Im Durchschnitt bezahlen Raucher ihre Sucht mit zehn Lebensjahren.
Immer mehr Frauen sterben an den Folgen des Rauchens. Die Steigerung ist schockierend hoch: In den vergangenen 30 Jahren stieg die Zahl der Frauen, die an bösartigen Lungen-, Bronchial- oder Kehlkopftumoren starben, um 186 Prozent. Im Jahr 2011 töteten diese Krebsarten 14 500 Frauen, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag (28. Mai) berichtete. Anlass ist der Weltnichtrauchertag am kommenden Freitag (31. Mai).
Im selben Zeitraum, zwischen 1981 bis 2011, stieg den Statistikern zufolge die Zahl der an Raucherkrebsarten verstorbenen Männer nur um rund elf Prozent an. Trotzdem kamen insgesamt immer noch mehr Männer als Frauen durch eine solche Erkrankung ums Leben. Im Jahr 2011 waren es bundesweit 31 000 Männer.
Prof. Martina Pötschke-Langer vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg erklärt den Anstieg bei Frauen als „zeitverzögerte medizinische Reaktion auf das veränderte Rauchverhalten“. Frauen bekämen „die Quittung“ dafür, dass es heute deutlich mehr Raucherinnen gebe als vor 20 oder 30 Jahren. „Wenn Frauen rauchen wie Männer, werden sie auch sterben wie Männer“, sagte die Expertin.
Nach einer Studie des Robert Koch-Instituts raucht etwa jeder dritte Mann und jede vierte Frau. Bei vielen Jugendlichen gilt das Qualmen nicht mehr als cool. Die Teenie-Raucherquote hat sich zwischen 2001 und 2011 mehr als halbiert, so die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.
Dabei rauchen die Bundesbürger immer weniger Zigaretten: Der tägliche Konsum von Zigaretten sank den Angaben zufolge von 363 Millionen Stück im Jahr 2003 auf 225 Millionen Stück im Jahr 2012. Zigarren, Zigarillos und vor allem Feinschnitt wurden dagegen mehr geraucht - zehn statt neun Millionen Stück beziehungsweise 74 statt 51 Tonnen Feinschnitt. Der tatsächliche Verbrauch liegt noch höher, denn das Bundesamt erfasst nur die versteuerten Tabakwaren.
Den Trend weg von der Zigarette spiegelt sich auch in den Produktionszahlen. Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland 206,2 Milliarden Zigaretten hergestellt (minus 6,3 Prozent). Auch Zigarillos und Pfeifentabak wurden weniger produziert, dafür mehr Zigarren und Feinschnitt. Seit der deutschen Wiedervereinigung wurden in keinem Jahr mehr Zigarren und Feinschnitt hergestellt als 2012.
„Nach wie vor sind viele Beschäftigte an ihrem Arbeitsplatz Passivrauch ausgesetzt“, kritisiert der Verband Deutscher Betriebs- und Werksärzte und verweist auf eine Studie der Europäischen Kommission. Demnach sind rund elf Prozent der deutschen Arbeitnehmer täglich Tabakrauch ausgesetzt, weitere zwölf Prozent rauchen an ihrem Arbeitsplatz gelegentlich passiv.
Viele Deutsche finden die Preise für Zigaretten zu niedrig, wie eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Nachrichtenagentur dpa ergeben hatte. 42 Prozent der Befragten waren dafür, den Preis pro Schachtel anzuheben. 29 Prozent halten die Kosten für angemessen. Nur etwa ein Viertel der Interviewten war der Ansicht, dass Zigaretten billiger werden sollten.
Der Rat der Expertin vom Krebsforschungszentrum ist klar: aufhören. „Wir wissen vor allem aus Langzeitstudien aus England und den USA, dass ein Raucher im Vergleich zu einem Nichtraucher durchschnittlich gute 10 Jahre seines Lebens verliert und dass jeder zweite Raucher vorzeitig stirbt.“