Wenn Diagnosen trügen Langes Leiden mit später Besserung
Gelsenkirchen · Jahrelang wurde Nicole Müller falsch behandelt. Erst die richtige Diagnose und neuartige Medikamente brachten Linderung ihrer Hautkrankheit.
Zuerst waren es unschöne Stellen im Gesicht und auf der Kopfhaut. Als die sich nicht besserten, suchte Nicole Müller Rat beim Facharzt. Der Dermatologe diagnostizierte Neurodermitis und verschrieb der jungen Frau Kortison. Das war erst der Anfang eines wahren Martyriums: Nach kurzfristiger Besserung kam die Krankheit umso schlimmer zurück, Juckreiz und Schmerzen wurden unerträglich.
Alle Therapien, alle Heilungsversuche blieben erfolglos: ob Bestrahlung oder Meersalzbäder, Diäten oder Eigenblutbehandlung und unendlich viele Cremes und Salben – nichts half auf Dauer, die Krankheit schien unbesiegbar. Im Sommer kam Nicole Müller sich wie eine Aussätzige vor, die Rechtsanwalts- und Notargehilfin mochte sich kaum noch draußen zeigen.
Als sich schließlich 2008 noch starke Gelenkschmerzen einstellten, konnte Nicole Müller das noch einige Zeit ignorieren. Doch dann war sie am Ende, die Quälerei wurde einfach zu viel. Irgendwann kam ihr Hausarzt zu der Erkenntnis, dass sie gar nicht unter Neurodermitis, sondern unter Schuppenflechte leide – und da könne er ihr nicht wirklich helfen.
Erst die Schock-Diagnose – und dann endlich Linderung
Für Nicole Müller sollte diese scheinbar katastrophale Erkenntnis die Wende bringen: 2013 ging die junge Frau endlich in eine dermatologische Klinik, nach Oberhausen. Und erst dort, in der Helios St. Elisabeth-Klinik, wurde ihre Erkrankung als besonders schwere Form der Psoriasis-Arthritis erkannt – eine komplizierte Variante der Schuppenflechte mit Befall der Gelenke.
Die nun verabreichten Medikamente – eine spezielle Kombination – brachten Nicole Müller spürbare Linderung. Der Durchbruch aber kam für sie 2017 mit der Anwendung von Biologika. Diese künstlich hergestellten Eiweiße hemmen jene Botenstoffe und Enzyme im köpereigenen Abwehrsystem, die die Schuppenflechte verursachen.
Neue Wirkstoffe wie Secukinumab können Schuppenflechte zwar nicht heilen. Aber sie helfen, die Symptome zu lindern oder sogar weitgehend zu beseitigen. Nicole Müller hat zum erste Mal seit für sie undenklichen Zeiten wieder eine glatte Haut und ist schmerzfrei, solange sie die verordneten Medikamente sorgfältig nimmt.
Bei hartnäckigen Hautproblemen zum Facharzt gehen
Möglicherweise jeder dritte Schuppenflechte-Patient leidet unter der auf die Gelenke wirkenden Psoriasis-Arthritis. In diesen Fällen sind eine frühzeitige Diagnose und die individuell passende Medikation sehr wichtig, denn so kann das Leiden der Betroffenen gemildert und die Lebensqualität deutlich verbessert werden. Wenn sich also eine Hautkrankheit trotz Behandlung einfach nicht bessern will, ist der Gang zum Facharzt unerlässlich. Vielleicht können die Biologika dann auch die ersehnte Hilfe darstellen, die sie für Nicole Müller bedeutet haben.