Meinung Ach komm schon, ein Glas
Meinung · Alkoholkonsum ist nicht nur für Krankheits-Fehltage verantwortlich, sondern natürlich auch für folgenreich für die individuelle Gesundheit. Folgt man Suchtexperten, so sind die Spielräume verdammt eng.
Nur zwei Glas Bier pro Tag für einen Mann, gar nur eines für eine Frau. Und wenn er oder sie es dann nicht schafft, zwei Tage in der Woche ganz auf den Alkohol zu verzichten, so gilt das bereits als riskanter Alkoholkonsum. Bei solchen Warnungen von Suchtexperten, wie sie auch jetzt wieder im aktuellen Gesundheitsreport der Krankenkasse DAK zu finden sind, werden die meisten wohl am liebsten weghören. Oder sie verweisen auf diesen oder jenen Verwandten, der doch mit mehreren täglichen Gläsern Wein, Bier oder gar Schnaps ein hohes Alter erreicht habe und dabei doch ganz fidel geblieben sei.
Nur gilt auch hier einer der Grundgedanken der Evolution: Wir sehen nur die Gewinnerlose. Die vielleicht nur wenigen Menschen, deren starke Konstitution sie zu „Überlebenden“ machte. Hingegen diejenigen, die auf dem Weg verloren gingen, die auch die eine oder andere Krankheit entwickelten, für die man den Alkoholkonsum gar nicht verantwortlich macht, all diese fallen uns nicht ein.
Und dann ist es ja auch so, dass das Trinken von Alkohol, anders als der mittlerweile in weiten Kreisen negativ besetzte Tabakkonsum, zu unserer Alltagskultur gehört. Wer sagt, dass er auf einer Party oder beim gemütlichen Zusammensein nichts Alkoholisches trinkt, kommt gar zu leicht unter Rechtfertigungsdruck. Ach komm schon, ein Glas…Wer kennt ihn nicht, diesen Satz?
Die mahnenden Worte und Zahlen des Gesundheitsreports zu wegen Alkoholkonsums gestiegenen Fehltagen können einem da schon die Lässigkeit nehmen. Die gesellschaftlich positive Grundeinstellung zum Alkohol wird sich dennoch kaum so schnell ändern. Oder doch? Es ist noch gar nicht so lange her, da gehörte das Rauchen selbst am Arbeitsplatz (und in der Kneipe sowieso) wie selbstverständlich dazu.