Lichtblitze und Löcher - Bei Netzhautablösung schnell zum Arzt

Bonn/Leipzig(dpa/tmn) - Eine Netzhautablösung macht keine Schmerzen. So manch einer unterschätzt daher die Symptome wie Lichtblitze und schwarze Flecken. Doch das ist gefährlich: Wer zu spät zum Augenarzt geht, kann dauerhaft erblinden.

Zuckende Linien und dunkle Stellen im Blickfeld - das wird schon nicht so schlimm sein, mag so mancher denken, der solche Symptome in einem seiner Augen bemerkt. Denn Schmerzen macht diese Sehstörung nicht, und darum ist sie tückisch. Eine Netzhautablösung im Inneren des Auges kann im schlimmsten Fall zur Erblindung führen. Wer davon betroffen ist, sollte sofort zum Augenarzt gehen. Die Beschwerden sind meist gut behandelbar.

„Typische Erstsymptome für eine Netzhautablösung sind Lichtblitze und bewegliche schwarze Flecken“, erklärt Prof. Frank Holz, Direktor der Universitäts-Augenklinik Bonn und Vorstand der Stiftung Auge. Die Symptome zeigen sich auf einem Auge und können schnell schlimmer werden. Das Sehfeld wird dann in großen Teilen schwarz: „Es fällt ein Vorhang ins Bild oder eine Mauer wächst empor“, beschreibt Holz.

Das Auge ist recht einfach aufgebaut: Durch die Pupille fällt Licht ins Innere und wirft ein Bild des Gesehenen an die Rückwand des Auges, in etwa so wie im Inneren eines klassischen Fotoapparats. Anstelle des Fotofilms nimmt im menschlichen Auge die Netzhaut das Licht auf. Dieses empfindliche Organ mit Millionen von Fotorezeptoren ist aber nicht fest mit dem restlichen Auge verwachsen, sondern haftet mit einer Art Klettverschluss an dessen Rückwand.

Der Glaskörper - die gelartige und transparente Füllung des Auges -, sorgt dafür, dass die Netzhaut immer leicht dagegen gedrückt wird. So kann sie über die darunter liegenden Hautschichten mit Nährstoffen beliefert werden. Durch die Ablösung wird die Versorgung der Fotorezeptoren abgeschnitten, im Extremfall sterben diese ab.

Wird der Schaden schnell entdeckt, weil der Betroffene die Erstsymptome richtig gedeutet hat, ist die Gefahr rasch gebannt. „Eine dünne Stelle der Netzhaut kann mit einem Laserstrahl beschossen werden“, erklärt Georg Eckert, Sprecher des Berufsverbandes der Augenärzte. Diese Laserbehandlung oder eine Behandlung mittels Kältestift bei kleinen Löchern oder Rissen, die noch zu keiner Ablösung geführt haben, erfolgt ambulant. Erst wenn die Netzhaut sich gelöst hat, ist eine Operation mit Krankenhausaufenthalt nötig. Dabei wird die Netzhaut wieder an die richtige Stelle gelegt, die Rezeptoren werden wieder versorgt - die Sehkraft kehrt zurück.

Wie schnell gehandelt werden muss, bestimmt der Augenarzt. „Entscheidend ist, ob die Stelle des schärfsten Sehens betroffen ist“, erläutert Prof. Peter Wiedemann, Direktor der Klinik für Augenheilkunde am Universitätsklinikum Leipzig. „Wenn am Morgen noch alles okay war und dann wird es tagsüber stetig schlimmer, ist das sicher ein Notfall.“ In jedem Fall ist Ruhe wichtig, Bewegung kann das weitere Abreißen der gelösten Netzhaut befördern. Der Augenarzt wird eventuell eine spezielle Liegeposition empfehlen, in der es an der wunden Stelle im Auge am wenigsten zieht.

Eine Netzhautablösung kann verschiedene Ursachen haben und zum Beispiel aufgrund einer kleinen, angeborenen Schwachstelle entstehen. Kinder und Jugendliche sind weniger gefährdet, da ihr Glaskörper noch eine festere Konsistenz hat. Erwachsene sollten sich dann regelmäßig untersuchen lassen. Prof. Wiedemann empfiehlt spätestens ab 40 Jahren alle zwei Jahre den Besuch beim Augenarzt. Kurzsichtigen Menschen wird schon früher und häufiger zur Vorsorge geraten. „Deren Netzhaut ist dünner und kann leichter verletzt werden“, sagt Eckert.

„Neben der Kurzsichtigkeit ist die Zuckererkrankung ein Risikofaktor“, erklärt Holz. Sie verändert die Zusammensetzung des Glaskörpers. „Unregelmäßigkeiten kann ein Augenarzt eventuell schon beim einfachen Blick ins Auge erkennen“, sagt Eckert.