Nach der Geburt: Wochenbettdepression erkennen
Berlin (dpa/tmn) - Wenn Frauen nach der Geburt keinen Appetit haben und sie niedergeschlagen sind, kann das auf eine Wochenbettdepression hindeuten. Auch Antriebslosigkeit, anhaltende Erschöpfung und Freudlosigkeit sind Anzeichen dafür.
Eine Wochenbettdepression entwickelt sich meist sechs bis zwölf Wochen nach der Geburt und kann mehrere Monate anhalten. Wenn die Mutter länger als zwei Wochen darunter leidet, sollte sie sich unbedingt professionelle Hilfe suchen. Das gilt auch, wenn die Beziehung zum Kind gestört ist. Darauf weist die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) hin.
„Bei vielen betroffenen Frauen kommt es zu Grübelgedanken, zu Versagens- und Schuldgedanken, die sich meist auf das Kind und die Mutterschaft beziehen“, erklärt Prof. Sabine C. Herpertz von der DGPPN. „Einschießende Gedanken, sich oder dem Kind etwas anzutun, weil man nicht mehr weiter weiß, finden sich zuweilen auf dem Höhepunkt der Erkrankung und sind besonders quälend.“ Meist schämen Frauen sich und sprechen deshalb nicht von sich aus über ihre Ängste oder Beschwerden. Im Fall des Falles sollten Angehörige auf Betroffene zugehen, sie ermutigen und unterstützen, Hilfe vom Facharzt in Anspruch zu nehmen.
Körperliche, berufliche und soziale Veränderungen, Pflichtgebundenheit, Gefühle von Überforderung und Hilflosigkeit - all das können Faktoren sein, die eine Wochenbettdepression mit auslösen. Laut DGPPN sind etwa 10 bis 15 Prozent der Mütter betroffen.
Etwa drei bis fünf Tage nach der Geburt können auch die sogenannten Heultage auftreten: Rasche Stimmungswechsel, emotionale Empfindlichkeit und die Neigung zum Weinen sind typische Kennzeichen. Der entscheidende Unterschied zur Wochenbettdepression ist, dass die Beschwerden nach wenigen Tagen vorbei sind und die Bindung zwischen Mutter und Kind nicht gefährden, erklärt Herpertz.