Naturkosmetik muss mehr sein als nur öko
Arlesheim (dpa) - Natürliche Rohstoffe, ökologische Verträglichkeit - das reicht Verbrauchern von Naturkosmetik heute nicht mehr. Die Produkte müssen auch das können, was herkömmliche Kosmetik kann - etwa Pickel bekämpfen.
Früher musste Naturkosmetik vor allem verträglich sein und auf natürlichen Rohstoffen basieren - zum Beispiel auf pflanzlichen Ölen, Fetten und Aromen, im Idealfall aus einem kontrolliert ökologischen Anbau. Doch das allein reicht inzwischen nicht mehr aus. „Die Kunden wollen mehr“, sagt Branchenexpertin Elfriede Dambacher. „Naturkosmetik hat heute keinen Sonderbonus mehr, nur weil sie natürlich ist.“
Der Naturkosmetik-Markt in Deutschland sei mittlerweile auf allen Ebenen angekommen - vom Preiseinstieg- bis zum Premium-Segment, erklärt Dambacher. Zugleich seien die Ansprüche an die Produkte gestiegen. „Naturkosmetik muss komplett die Erwartung an Funktionalität erfüllen, die die Verbraucher haben, und darüber hinaus natürlich den Zusatznutzen Natur vermitteln“, so die unabhängige Branchenkennerin, die unter anderem das Jahrbuch Naturkosmetik herausgibt. Zum Beispiel bei Gesichtscreme: Sie muss nicht nur verträglich sein, sondern auch für spezielle Hauttypen und Bedürfnisse wie Anti-Pickel oder Anti-Aging geeignet sei.
Aus Sicht des Bundesverbands der Industrie- und Handelsunternehmen für Arzneimittel, Reformwaren, Nahrungsergänzungsmittel und kosmetische Mittel ( BDIH) in Mannheim sind es vor allem die Newcomer unter den Herstellern, die auf Trends wie diese setzen. „Sie sind im Gegensatz zu den etablierten Playern eher gezwungen, einen zusätzlichen Mehrwert zu bieten“, sagt Tobias Peschl vom BDIH. Doch auch die etablierten Unternehmen müssten sich überlegen, da mitzuziehen - sonst könnten sie Stammkunden verlieren.
Zu den großen Marktteilnehmern in Deutschland gehören Hersteller wie Weleda, Wala, Laverana oder Logocos. Weleda mit Sitz im schweizerischen Arlesheim bestätigt den Trend zu anspruchsvolleren Produkten. „Es gibt von der Leistungsfähigkeit immer mehr eine Annäherung von Naturkosmetik und konventioneller Kosmetik - und das gelingt auch in vielen Bereichen“, meint Weleda-Vorstandsmitglied Andreas Sommer. Unternehmen müssten jedoch eher die langfristigen Verbraucherbedürfnisse im Blick haben.
Das Umsatzvolumen der Branche lag im vergangenen Jahr bei rund 860 Millionen Euro - ein Plus von 5,5 Prozent, wie aus dem Jahrbuch Naturkosmetik hervorgeht. Hilfreich sind, so Expertin Dambacher, Trendprodukte und die Weiterentwicklung von Produktgruppen. Sie brächten neues Interesse an Naturkosmetik.