Neue Verpackung gegen Lebensmittelverschwendung
Düsseldorf (dpa) - Essen im Müll ist nicht schön, aber real. Um die Nahrungsmenge zu reduzieren, die unnötig in die Tonne wandert, entwickelt die Industrie neue Verpackungen. Der Salatkopf ist deshalb vielleicht schon bald nicht mehr nur grün, sondern auch gelb und rot.
Mit einem neuen Aufkleber will die Verpackungsindustrie dafür sorgen, dass Lebensmittel seltener unnötig weggeworfen werden. So groß wie eine Briefmarke, soll das Etikett mit eingebautem Thermometer anzeigen, ob das Produkt ausreichend und dauerhaft gekühlt wurde. Bis Ende des Jahres rechnet der Leiter des Verpackungsnetzwerks von BASF, Axel Grimm, mit der Einführung des Kälte-Indikators in Deutschland. „Man sieht dann klar, ob die Kühlkette unterbrochen wurde“, sagte Grimm der Nachrichtenagentur dpa auf der Verpackungsmesse „Interpack“ (12. bis 18. Mai) in Düsseldorf. Ein Ersatz für das zuletzt kritisierte Mindesthaltbarkeitsdatum sei der Kleber zwar nicht, aber eine zusätzliche Information für den Kunden.
Vielleicht müssen sich die Supermarktkunden in Deutschland demnächst nicht nur an Wurstaufschnitt mit kleinen Aufklebern gewöhnen, sondern auch an Gemüse, dessen Plastikfolie grün, gelb oder rot ist. Je nach Farbe soll die Verpackung dem Verbraucher dann verraten, wie frisch Kopfsalat, Tomate oder Paprika noch sind. Geht es nach „Interpack“-Präsident Christian Traumann, dann ist das möglichst bald Realität. „Der Konsument muss aber auch Willens sein, diese Verpackungen zu bezahlen“, sagte Traumann beim Kongress „Save Food“ (16./17. Mai). Auf der Tagung diskutieren Experten Lösungen für die globale Nahrungsmittelverschwendung.
Mit intelligenten Verpackungen, die möglichst viel über die Ware verraten, will die Industrie ihren Teil dazu beitragen, dass eine hässliche Zahl deutlich gesenkt wird: Die, der weggeworfenen Lebensmittel. Etwa ein Drittel aller weltweit produzierten Nahrungsmittel geht verloren oder wird verschwendet. Das geht aus einer aktuellen Studie der Welternährungsorganisation (FAO) hervor. „Die Hälfte davon wäre essbar gewesen, wenn wir es nur besser gemanagt hätten“, sagte FAO-Vize-Generaldirektor Modibo Tiémoko Traoré.
Statistisch gesehen landen von zehn Eiern, die in Europa eingekauft werden, zwei im Müll. Ohne, dass sie zuvor kaputt gegangen sind. Drei von zehn Joghurtbechern wandern in die Tonne - ungeöffnet. Schuld ist, darin sind sich die Experten bei „Save Food“ einig, das Mindesthaltbarkeitsdatum. „In einem Teil der Welt sind Lebensmittel Überlebensmittel“, sagte der Umweltexperte Klaus Töpfer. „Im anderen Teil der Welt sind es Unterhaltungsmittel.“ Abgelaufen? Weg damit.
Um das Bewusstsein für Essen und Nahrung zu fördern, forderte jüngst auch die FDP, den Namen in Anlehnung an die englische Version „best before“ (am besten vor) zu ändern. Die Produkte seien schließlich nicht schlecht, sondern erfüllten nur manche von den Herstellern versprochenen Eigenschaften wie Cremigkeit nicht mehr.
Auch die Verpackungsgröße soll in Zukunft mehr dazu beitragen, unnötigen Nahrungsmittelverlust zu verhindern. „Man muss Produkte so verpacken, dass der Verbraucher die Ware portionsweise nutzen kann und der Rest gut verpackt bleibt“, sagte Traumann. „Kleine Packungen sind nicht teurer, wenn man die Hälfte der großen Packung wegwirft“, sagte Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU).