Neues Internetportal zum Lebensmittel-Tausch

Berlin (dpa) - Mit dem Slogan „Teller statt Tonne“ wendet sich Verbraucherministerin Ilse Aigner gegen Lebensmittelverschwendung. Ein neues Internetportal geht noch einen Schritt weiter.

Ein einzigartiges Projekt gegen Lebensmittelverschwendung ist in Deutschland gestartet: über das Internetportal „foodsharing.de“ können Privatleute und Geschäfte überzählige Lebensmittel an andere Menschen weitergeben - unkompliziert, kurzfristig und kostenlos. „So wird wirklich genutzt, was angebaut wird“, sagte die Vorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion, Renate Künast, in Berlin. Die Initiatoren von „foodsharing e.V.“ um den Filmemacher Valentin Thurn (Taste the Waste) hatten die Idee Anfang des Jahres entwickelt und mehr als 11 500 Euro gesammelt. Neben Berlin werden zum Auftakt auch Köln, der Kreis Steinfurt (NRW) und Ludwigsburg (Baden-Württemberg) besonders beworben.

„Das ist ein Angebot für jeden, nicht nur für Bedürftige“, betonte foodsharing-Vorstand und Buchautor Stephan Kreutzberger („Die Essensvernichter“). Jeder könne auf diese Art gegen Lebensmittelverschwendung aktiv werden, schließlich werfe ein Bundesbürger pro Jahr im Durchschnitt 82 Kilo Lebensmittel weg. Künftig kann beispielsweise vor der Urlaubsreise der Kühlschrankinhalt verschenkt werden, statt ihn in die Tonne zu kippen. „Aber es geht nicht nur ums Weiterschenken. Auch sozial soll etwas Neues entstehen“, sagte Aktivist Raphael Fellmer. So könne via Plattform nicht nur nach Brot gesucht oder ein Liter Milch angeboten werden, auch gemeinsame Kochaktionen seien möglich. „Außerdem kooperieren wir mit Supermärkten, in Berlin etwa mit der Bio-Company, wo unsere Mitglieder aussortierte Ware abholen können.“

Eine Konkurrenz zu den verbreiteten „Tafeln“ sei die Plattform nicht. „Das Angebot an Lebensmitteln, die weggeworfen werden sollen, ist riesig. Das können wir gar nicht alles abholen“, sagte Timo Bayer von der Berliner Tafel. „Mit dem Appell an die Verbraucher allein ist es aber nicht getan“, betonte Künast. „Wir müssen schon am Anfang des Produktionsprozesses ansetzen.“ EU-Handelsnormen, die das Gros der landwirtschaftlich produzierten Lebensmittel aussortierten, müssten deshalb weg; Agrarsubventionen, die allein auf Masse setzten, ebenfalls. Auch bei der Gemeinschaftsverpflegung könne die Politik Vorgaben machen.