Nur jeder zweite Deutsche weiß, wann Antibiotika helfen
Brüssel (dpa) - Jeder zweite Deutsche geht laut einer Umfrage davon aus, dass Antibiotika gegen Virusinfektionen helfen - obwohl dies nicht der Fall ist.
Bei der Untersuchung im Auftrag der EU-Kommission erklärten 48 Prozent der Befragten, die Medikamente hülfen gegen Viren. Für ganz Europa fällt das Ergebnis ähnlich aus. Für die Umfrage gaben im Frühsommer rund 27 000 Menschen in den mittlerweile 28 EU-Staaten Auskunft, davon rund 1500 in Deutschland. Antibiotika helfen gegen Bakterien.
Der falsche Einsatz von Antibiotika könne tödlich enden, warnte EU-Gesundheitskommissar Tonio Borg. Denn wenn die Medikamente falsch eingesetzt werden, werden Krankheitserreger immer unempfindlicher. „Wir schätzen, dass es jedes Jahr in der EU zu 25 000 Todesfällen kommt durch Infektionen, die wegen (...) Resistenz nicht mit Antibiotika behandelt werden können“, sagte Borg.
Dies habe auch ungewollte Auswirkungen auf die Entwicklung neuer Antibiotika, warnte er. Denn die Pharmafirmen könnten weniger Profit mit den Mitteln machen, wenn sie früher unwirksam würden. Dies führe entweder dazu, dass die Mittel immer teurer würden oder dazu, dass die Arzneimittelhersteller immer weniger in die Antibiotika-Forschung steckten.
Vor einer Fachtagung sagte der Ärztliche Direktor für Mikrobiologie und Hygiene an der Uni-Klinik Tübingen am Freitag, dass sich Patienten im Krankenhaus immer häufiger mit antibiotikaresistenten Erregern ansteckten.