Patienten boykottieren neue Gesundheitskarte

3,5 Millionen haben noch keine elektronische Gesundheitskarte. Unklar ist, wie lange der Arzt die alte akzeptiert.

Düsseldorf. 3,5 Millionen gesetzlich Krankenversicherte könnten künftig erhebliche Probleme beim Arztbesuch bekommen. Denn sie haben bislang noch keine elektronische Gesundheitskarte (eGK) mit Lichtbild. Und ab 1. Januar 2014 ist nur noch diese gültig.

Das heißt: Der Arzt kann die Behandlungskosten nicht abrechnen und stellt sie dem Patienten in Rechnung. „Er kann sogar den höheren Gebührensatz für Privatpatienten in Rechnung stellen“, sagt Claudia Widmaier vom Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen. Es sei denn, der Patient weise mit einem schriftlichen Beleg nach, dass er versichert ist.

Die Ursachen der „Verweigerer“ sind vielfältig: Einige haben die Einsendung des Bildes vergessen, andere lehnen die Karten aus Datenschutzgründen ab. Einige Schätzungen gehen sogar von noch mehr „Verweigerern“ aus.

„Wir schätzen, dass mindestens 20 Prozent noch keine neue Karte haben“, sagt die Allgemeinmedizinerin Silke Lüder, Sprecherin des Bündnisses „Stoppt die e-Card!“. Vor allem die kleinen Kassen hätten Probleme, ihre Kunden zu mobilisieren. Deshalb würden bei einigen die Versicherten teilweise aggressiv mit Anrufen zur Bildzusendung aufgefordert.

Auch die AOK Rheinland/Hamburg hat noch nicht alle Versicherten überzeugen können. „Einige Kunden sind schon zum vierten oder fünften Mal angeschrieben worden“, so André Maßmann, Sprecher der AOK. Derzeit sind 160 000 von 2,9 Millionen Versicherten noch nicht mit der Karte ausgestattet.

Ob diese Patienten tatsächlich eine Rechnung bekommen, ist derzeit noch unklar. Denn es herrscht Uneinigkeit innerhalb der Verbände. Die Kassen sagen, dass die alte Karte ungültig ist, räumen aber eine Übergangsfrist bis Ende September 2014 ein. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung sieht das anders: „Die Karte wird erst beim Ablauf des Gültigkeitsdatums ungültig“, sagt Sprecher Roland Stahl.