Pilzinfektionen: Kein Zeichen mangelnder Hygiene
Berlin (dpa/tmn) - Pilzinfektionen auf Haut oder Schleimhäuten haben nichts mit mangelnder Hygiene zu tun. Im Gegenteil: Diese Infektionen werden durch übertriebene Hygiene begünstigt - oder wenn die Haut häufig feucht ist.
Zur Behandlung gibt es verschiedene Mittel.
Gründe für eine Pilzinfektion gibt es viele. Mangelnde Hygiene hat damit aber nichts zu tun. Denn gerade zu viel Sauberkeit, kann die Infektion hervorrufen. Auch eine geschwächte körpereigene Abwehr oder die Einnahme von Antibiotika steigern das Risiko. Darauf weist Ursula Sellerberg von der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände in Berlin hin. Ob eine Pilzinfektion mit rezeptfreien Medikamenten behandelt werden kann oder der Arzt aufgesucht werden sollte, hängt vom Einzelfall ab. Ein Arztbesuch ist sinnvoll bei einer erstmaligen Infektion oder wenn Kinder betroffen sind.
Pilzinfektionen können zum Beispiel auf der Haut auftreten, erläutert Sellerberg. Oft zeigen sie sich als Pusteln oder gerötete Herde mit weißem Rand und Juckreiz. Bei Säuglingen ist der Windelbereich besonders gefährdet. Bei Erwachsenen sind oft feuchte Hautfalten betroffen, etwa zwischen den Zehen, am Bauch oder bei Frauen unter den Brüsten. Die Beschwerden werden durch rezeptfreie Medikamente innerhalb weniger Tage deutlich gelindert. Falls nicht, kann der Arzt andere Arzneimittel verordnen.
Pilzbefall der Mundschleimhaut wird Mundsoor genannt. Er zeigt sich oft durch einen weißen Belag auf einer geröteten Mundschleimhaut. Begünstigt wird die Infektion durch Zahnprothesen oder die Einnahme eines Antibiotikums. Kortisonartige Arzneistoffe unterdrücken die körpereigene Abwehr und können dadurch zu einer Pilzinfektion führen. Diese Nebenwirkung lässt sich leicht vermeiden, sagt Sellerberg: Wer kortisonartige Asthmasprays braucht, sollte nach jeder Anwendung etwas essen oder den Mund mit Wasser ausspülen.
Mundsoor wird meist lokal mit Suspensionen oder Lutschtabletten behandelt. Die Arzneimittel sollten so lange wie möglich im Mund bleiben, das verlängert die Kontaktzeit. Wenn nach vier bis fünf Tagen keine Besserung eintritt, ist ein Arztbesuch angezeigt.
Zwei von drei Frauen haben mindestens einmal im Leben einen Scheidenpilz. Die Infektion zeigt sich durch einen quarkähnlichen, geruchslosen Ausfluss, begleitet durch Juckreiz oder Brennen. Scheidenpilz tritt auf, wenn die natürliche Schutzfunktion der Schleimhaut gestört wird. Ursachen dafür sind etwa die Einnahme von Antibiotika oder übertriebene Intimhygiene.
Wer häufig unter Scheidenpilz leidet, sollte Slipeinlagen mit Plastikfolie vermeiden, Unterwäsche aus Baumwolle tragen und nach dem Stuhlgang von vorn nach hinten wischen. Rezeptfreie Vaginalcremes oder -zäpfchen werden je nach Präparat zwischen einem und sechs Tagen lang angewendet. Am besten wirken sie, wenn sie abends vor dem Schlafengehen eingeführt werden.
Reicht die lokale Behandlung nicht aus, gibt es rezeptpflichtige Präparate zum Einnehmen. Frauen, die häufiger als viermal pro Jahr an einer Pilzinfektion erkranken, sollten sich an einen Arzt wenden. Das gilt grundsätzlich auch für Schwangere und Frauen unter 18 Jahren.