Rekord bei „Michelin“-Sternen für Spitzenköche in Deutschland

Karlsruhe/Berlin (dpa) -Der neue „Michelin“-Führer hat gesprochen - und Deutschland ist im Sternefieber. Die Trends sind vor allem: Frauen legen zu, und Berlin entwickelt sich auch kulinarisch mehr und mehr zur Hauptstadt.

Deutschland hat ein weiteres Drei-Sterne-Haus und insgesamt so viele Sterne-Lokale wie nie zuvor. Die Restauranttester des „Michelin“-Führers kürten das „Überfahrt“ im bayerischen Rottach-Egern am Donnerstag (7. November) in Berlin als elftes Haus mit ihrer höchsten Auszeichnung von drei Sternen. Der 45 Jahre alte Spitzenkoch Christian Jürgens werde für eine Küche „voller Finesse, Kraft, Klarheit und Ausdruck“ gewürdigt, sagte „Michelin“-Chefredakteur Ralf Flinkenflügel.

In den letzten Jahren habe man das Restaurant rund 20 Mal besucht, um ganz sicher zu sein. „Jürgens bringt die kulinarischen Dinge einfach auf den Punkt“, sagte Flinkenflügel.

Insgesamt kann sich Deutschland nun mit 274 Sterne-Restaurants schmücken. Das sei ein neuer Rekord und bedeute innerhalb von fünf Jahren eine Steigerung um mehr als 25 Prozent. „Es war ein sehr gutes Jahr“, sagte Flinkenflügel.

Allein 39 neue Ein-Sterne-Häuser seien mit der begehrten „Michelin“-Auszeichnung gewürdigt worden. „Einen solchen Zuwachs gab es das letzte Mal vor 45 Jahren“, sagte er.

Drei Restaurants kamen neu in die zwei-Sterne-Kategorie: Das Berliner „Facil“, das „Tiger-Gourmetrestaurant“ in Frankfurt am Main und das „Schlossberg“ in Baiersbronn in Baden-Württemberg. „Die Entwicklung der deutschen Gastronomie war in den letzten Jahren einfach unheimlich dynamisch“, sagte der Chef der „Michelin“-Ausgabe für Deutschland. Mit nun 11 Drei-Sterne-Häusern, 37 Zwei-Sterne- und 226 Ein-Sterne-Restaurants etabliere sich Deutschland hinter dem unangefochtenen Spitzenreiter Frankreich weiter als Land der Spitzenküche und Spitzenköche.

Immer mehr junge, sehr ehrgeizige Köche mit erstklassiger Ausbildung und viel Spaß im Beruf bestimmten das Bild der deutschen Spitzengastronomie, erläuterte Flinkenflügel. Auch Köchinnen eroberten in der überwiegend von Männern dominierten Welt der Restaurant-Sterne allmählich Terrain: Drei Frauen erkochten sich jeweils neu einen Stern im „Spices“ in List auf Sylt, im „Reisers am Stein“ in Würzburg sowie im „Clara-Restaurant im Kaisersaal“ in Erfurt. Anna Sgroi eroberte sich in ihrem gleichnamigen Lokal in Hamburg einen Stern zurück.

Die hohe Zahl an deutschen Sterne-Restaurants zeige auch: „Die Nachfrage ist da. Wenn diese Restaurants nicht gut besucht würden, würden sie auch nicht existieren.“ Berlin entwickele sich dabei zusehends zum Hotspot der richtig guten Küche, urteilte Flinkenflügel.

In der Rangliste der Bundesländer kann sich Baden-Württemberg mit 67 Sterne-Lokalen schmücken. Das ist der Spitzenplatz - gefolgt von Bayern mit 45 und Nordrhein-Westfalen mit 44 Sterne-Häusern.

Gestrichen wurden diesmal die Sterne von 19 Ein-Sterne- Restaurants - die meisten, weil sie geschlossen wurden, umzogen, oder wegen neuer Orientierung den Sterne-Standard nicht halten konnten oder wollten. Einzig die „Forellenstube“ in Ilsenburg in Sachsen-Anhalt habe mit unverändertem Konzept ihren Stern aus Qualitätsgründen verloren.

In der Kategorie Bib Gourmand 2014, die gutes und preiswertes Essen würdigt, blieb die Zahl mit 452 Häusern stabil. Zwar wurden 51 Restaurants neu aufgenommen - gleich viele aber verloren den Bib-Status wieder.