Schadstoffe in Bio-Produkten? Siegel geben Orientierung
Berlin (dpa/tmn) - Bioland, Biokreis, Naturland - oder klassisches EU-Bio-Logo? Bei den Bio-Siegeln fällt der Durchblick schwer. Doch den sollten Verbraucher haben. Denn so können sie erkennen, mit welchen Mitteln der Öko-Bauer arbeiten darf.
Bio-Produkte sind selten belastet. In einer Untersuchung aus dem Jahr 2013, dem Ökomonitoring Baden-Württemberg, hatte konventionelles Obst im Mittel einen rund 40-fach höheren Pestizid-Gehalt als Öko-Obst, bei Gemüse war der Wert sogar 95 Mal so hoch. Nur 2,8 Prozent aller Proben von frischen Öko-Erzeugnissen wurden von den Prüfern beanstandet.
Wer auf belastete Lebensmittel verzichten will, sollte Obst und Gemüse mit einem Bio-Siegel kaufen. Hier sind einige wichtige im Überblick:
EU-Bio-Logo: Das grüne Logo mit zwölf weißen Sternen, die ein Blatt formen, soll dem Verbraucher zeigen: Hier steckt ein zertifiziertes Bioprodukt drin. Alle verpackten Bio-Lebensmittel aus der Europäischen Union (EU) müssen mit dem Logo gekennzeichnet sein. Das zweite politische Gütesiegel ist das deutsche Bio-Siegel - ein grün umrandetes Sechseck. Dessen Abdruck ist freiwillig. Beide Zeichen sollen dem Käufer eine erste Orientierung bieten, die Produkte müssen vergleichbare Anforderungen erfüllen. Diese gehen manchen aber nicht weit genug. Auf „Ökolandbau.de“ heißt es, die EU-Vorschriften seien die Basis, die eingehalten werden muss, um ein Produkt überhaupt mit „bio“ kennzeichnen zu dürfen. Die Ansprüche der Anbauverbände gehen in der Regel darüber hinaus.
Demeter: Anders als von der EU-Öko-Verordnung vorgeschrieben, darf der Betrieb nicht nur teilweise auf bio umstellen - er muss es komplett machen. Auf Demeter-Höfen muss es auch Tiere geben. Für deren Haltung gelten verschiedene Regeln, beispielsweise dürfen Rinder nicht enthornt werden. Auch bei Saatgut, Verarbeitung und Düngemitteln gelten strengere Regeln.
Biokreis: Biokreis-Produkte müssen von Betrieben stammen, die komplett ökologisch wirtschaften. Der Zukauf von Dünger und Futter ist begrenzt, die Tiere auf Biokreis-Höfen müssen zu mindestens 50 Prozent Grünfutter bekommen. Der Verband will außerdem Landwirte, Verarbeiter und Händler zusammenbringen und so für kurze Transportwege und persönliche Beziehungen sorgen.
Naturland: Auch bei Naturland ist es nicht erlaubt, einen Betrieb nur teilweise auf Bio umzustellen. Außerdem muss beispielsweise 50 Prozent des Futters vom eigenen Hof stammen. In der Produktion spielen auch soziale Verantwortung und weltweit faire Landwirtschaft eine Rolle.
Ecovin: Auch Winzer können öko: Tragen Weine, Sekt und andere das Ecovin-Logo auf der Flasche, sind sie aus ökologisch erzeugten Trauben hergestellt. Nach Angaben des Verbandes gibt es 217 Mitgliedsbetriebe, die diese Ansprüche erfüllen.
Bioland: Auch hier gehen die Anforderungen über die EU-Richtlinien hinaus: Produkte, die das dunkelgrüne Bioland-Logo tragen, müssen aus einem komplett biologisch bewirtschafteten Betrieb stammen. Beispielsweise die Zahl der Tiere pro Hektar oder die Menge des eingesetzten Stickstoffdüngers sind begrenzt. Bioland-Produkte dürfen nur 23 Zusatzstoffe enthalten - bei EU-Bio-Lebensmitteln sind es 47.
Übrigens: Nicht nur das Siegel zählt. Alexandra Borchard-Becker von der Verbraucher Initiative empfiehlt, immer auch auf die Nummer der Öko-Kontrollstelle zu achten, das beispielsweise DE-Öko-003 sein. „Die Kennzeichnung der Öko-Kontrollstelle ist Pflicht. Fehlt sie, ist Skepsis angesagt“, erklärt die Expertin.