Selberpflücken Erdbeersaison: Auf die Felder, fertig, los . . .
Rund 33 000 Tonnen der Früchtchen werden jährlich in NRW geerntet. Das aber bedeutet reichlich Arbeit für Bauern.
Düsseldorf/Monheim. Sie wiegt etwa fünf Gramm. ist zartrosa bis kräftigrot, übersät von winzigen gelben Kernen. Beißt man hinein, zergeht die Oberfläche und ihr Saft fließt auf die Zunge. Es ist die perfekte Erdbeere, gerade frisch gepflückt. „Hier wachsen die Früchte“, sagt Robert Bossmann und zeigt in Monheim am Rhein Richtung Feld. Los geht’ s den kleinen strohbedeckten Pfad entlang. Links und rechts locken die Früchte, die nach Sommer und Sonne schmecken.
33 000 Tonnen Erdbeeren werden jedes Jahr in Nordrhein-Westfalen auf rund 2800 Hektar geerntet. Dem Monheimer Landwirt Robert Bossmann gehören davon 13 Hektar — etwa so viel wie 18 herkömmliche Fußballfelder. „Jeder Hektar bringt 5000 bis 25 000 Kilo Ernte“, erzählt er. Eine große Spanne, die stark von Temperatur und Witterung beeinflusst wird. „Die Pflanzen tragen auch bei mäßigem Wetter süße Früchte“, so Bossmann.
Aber die Kundschaft sei bei trübem Himmel nicht in Kauflaune — ganz anders bei Sonnenschein. Aber ein schwüler Sommertag macht den Bauern auch nicht richtig glücklich. Der Landwirt erklärt: „Das meist darauffolgende Gewitter lässt die durch die Sonne weich gewordenen Früchte platzen.“ Wenn Robert Bossmann Petrus wäre, gäbe es bis Juli nur eine Prognose: „20 Grad, milde Sonne am Tag und mäßiger Regen in der Nacht.“
Beides kommt auch den „fliegenden Helfern“ gelegen. Rund 5600 Hummeln sind in 70 Kästen auf den Feldern untergebracht, um Pflanzen zu bestäuben. Kreisen zu wenige Hummeln über den Feldern, gibt es eben erheblich weniger üppig geformte Erdbeeren.
Je nach Ernteerfolg variiert auch der Preis an den Ständen. Zurzeit kostet ein Pfund etwa 2,50 Euro. Bleibt das Wetter freundlich, könnte der Preis weiter sinken. „Dass die Erdbeeren noch einmal teurer werden, ist eher unwahrscheinlich“, sagt Robert Bossmann.
Neben dem Wetter gibt es noch einen weiteren Faktor, der erhebliches Ausmaß auf den Gewinn der Landwirte hat. Der Mindestlohn, der nicht nur für die Standverkäufer, sondern auch für die oft aus Rumänien oder Polen anreisenden Erntehelfer ausgezahlt werden muss. „Wir haben Sorgenfalten auf der Stirn“, sagt da auch Markus Schneider Geschäftsführer bei der Frutania GmbH, einem der größten Obst- und Gemüsegroßhändler.
„Die Lohnkosten sind pro 500-Gramm-Schale um neun bis zehn Cent gestiegen“, erklärt Schneider. Im Handel könnten die Erzeuger jedoch keine höheren Preise durchsetzen und blieben so auf den gestiegenen Personalkosten sitzen. Auch Robert Bossmann merkt bereits, dass weniger Gewinn als in den Vorjahren abfällt. Er beschäftigt rund 50 Frauen, die auf den Feldern pflücken und neu pflanzen sowie 70 Verkäufer, die in Teilzeit an den Ständen arbeiten.
Noch bis in den August wird es vom Monheimer Feld Erdbeeren geben. Ein komplexes Unternehmen statt romantischer Gartenarbeit: Robert Bossmann ist in der Saison öfters mal 16 Stunden am Tag auf den Beinen — alles für die süße Frucht. „Tatsächlich bin ich trotzdem die Erdbeeren noch nicht leid“, sagt der Landwirt lachend. Am liebsten mag er sie übrigens, wie seine Kunden. „An einem sonnigen Tag, frisch vom Feld, direkt in den Mund.“