Schmerzen, Übelkeit: Ärger mit Aussackungen der Darmwand
Berlin (dpa/tmn) - Sie sitzen im Dickdarm und sind meist harmlos. Manchmal machen sie aber doch Probleme: sogenannte Divertikel oder Ausstülpungen der Darmwand. Entzünden sie sich, muss mitunter operiert werden.
Heftige Schmerzen im rechten Unterbauch, eine angespannte Bauchdecke, vielleicht Fieber, Abgeschlagenheit, Übelkeit. Nicht nur Ärzte denken da schnell an eine Blinddarmentzündung. Doch was, wenn diese Beschwerden auf der linken Seite des unteren Bauches vorkommen? Dann könnte es sich um eine Entzündung von sogenannten Divertikeln handeln.
Viele Menschen haben solche Aussackungen der Darmwand, und meist machen sie keine Probleme. Nur manchmal machen sie dann doch Ärger: „Wir gehen davon aus, dass etwa zehn Prozent aller Menschen mit Divertikeln Beschwerden dadurch bekommen, also eine Entzündung oder eine Blutung mit mehr oder weniger schwierigem Verlauf“, sagt Prof. Christoph-Thomas Germer von der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie in Berlin.
Doch wie entstehen Divertikel überhaupt? Die Darmwand besteht aus verschiedenen Bindegewebs- und Muskelschichten. Unter anderem an den Stellen, wo Gefäße das Blut zuführen, können die Ausstülpungen entstehen. Wenn sich in den Divertikeln Stuhl und Bakterien sammeln, kann eine Entzündung der Aussackungen entstehen - eine Divertikulitis.
Bei Verdacht auf eine Divertikulitis untersucht der Arzt den Bauch des Patienten. „Dann nehmen wir in der Regel Blut ab, lassen Entzündungswerte bestimmen und machen eine Untersuchung per Ultraschall“, erläutert Wolfgang Burmeister vom Berufsverband Niedergelassener Gastroenterologen in Hamburg. Eine Darmspiegelung sollte während eines Entzündungsschubs nur in Ausnahmefällen erfolgen, zum Teil wird eine Computertomographie-Aufnahme veranlasst.
„Wenn ein Patient nur leichte Beschwerden hat, und er hat regelmäßigen Stuhlgang und kein Fieber, dann muss man nicht sofort Antibiotika geben und kann den Patienten nach Hause schicken über Nacht“, sagt Burmeister. Der Patient sollte dann viel trinken, sich beim Essen etwas zurückhalten, nicht zur Arbeit gehen und am nächsten Tag wieder kommen, um erneut untersucht zu werden.
Bei komplizierten Verläufen und bestimmten Patienten raten die Ärzte zu Antibiotika. „Menschen mit Bluthochdruck, Nierenerkrankungen, Allergieneigung und einem schwachen Immunsystem haben ein höheres Risiko, dass sich Divertikel entzünden und dass es zu Komplikationen kommt“, sagt Prof. Ludger Leifeld von der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) in Berlin. Auch bestimmte Medikamente erhöhen demnach das Risiko, etwa Kortison-Präparate oder nichtsteroidale Antiphlogistika wie Ibuprofen und Diclofenac.
Und wann müssen Divertikulitis-Patienten operiert werden? „Wenn zum Beispiel eine starke Blutung aus den Divertikeln besteht, der Darm an einer Stelle perforiert ist und freie Luft im Bauchraum vorliegt, dann sind das in der Regel Fälle für eine Notfall-Operation“, sagt Germer vom Universitätsklinikum Würzburg. Bei unkompliziert verlaufenden Divertikulitis-Schüben, die regelmäßig wiederkehren, könne es zu Verengungen im Darm kommen, oder zu Verbindungsgängen zwischen den Darmschlingen. Auch dies sei Grund für eine OP.