Symptome erkennen: Gürtelrose früh behandeln

Marburg (dpa/tmn) - Etwa 350 000 Menschen erkranken in Deutschland jedes Jahr an Gürtelrose. Sie sollte so früh wie möglich behandelt werden, um das Risiko von Komplikationen wie chronische Nervenschmerzen zu mindern.

Es beginnt oft mit einem leichten Juckreiz am Rücken, an der Brust oder unter den Rippen. Nervig, aber nicht dramatisch. Das wird es aber, sobald es an der betroffenen Stelle brennt, sticht, schneidet. Nach etwa drei Tagen gesellen sich Bläschen und Pusteln auf der Haut hinzu, die sich auf einer Seite des Rumpfs oder Brustkorbs wie ein Band ausbreiten. Spätestens dann ist die Diagnose klar: Herpes zoster, im Volksmund Gürtelrose genannt.

Eine Gürtelrose tritt nur bei Menschen auf, die früher Windpocken hatten. Das seien im Erwachsenenalter weit mehr als 90 Prozent der Menschen. Denn ausgelöst wird die Krankheit laut dem Deutschen Grünen Kreuz (DGK) in Marburg vom Varizella-Zoster-Virus, das auch zu Windpocken führt. An Gürtelrose erkranken nach Angaben des DGK jährlich rund 350 000 Menschen.

Einige Ängste vor dem Virus sind dabei unbegründet: „Der Mythos, dass man stirbt, wenn der Bläschengürtel den Rumpf komplett umschließt, ist völliger Blödsinn“, sagt Uwe Meier, Vorsitzender des Berufsverbands Deutscher Neurologen in Düsseldorf.

Das Virus geht raffiniert vor: Gelangt es zum ersten Mal in den Körper, erkrankt dieser an Windpocken. Ist der Betroffene wieder gesund, ist das Virus aber nicht verschwunden, sondern wandert in die Nervenwurzeln des Rückenmarks. In diesen Ganglien bleiben die Viren ein Leben lang. „Sie sind in einem Ruhezustand und lösen keine Symptome aus“, erklärt Andrea Grüber vom DGK.

Das kann sich jedoch ändern. Ist das Immunsystem geschwächt, etwa durch Krankheiten, nach Operationen oder in Stresssituationen, können die Viren wieder aktiv werden. „Die Viren verursachen plötzlich wieder eine Entzündung entlang der Hautsegmente, die von diesen Nerven versorgt werden. Daher ziehen sich die Schmerzen und Bläschen entlang dieses Nervs“, ergänzt Meier.

Die Bläschen sind nicht nur ein unschöner Anblick: „Sie enthalten Varizella-Zoster-Viren, der durch direkten Kontakt mit dem Bläscheninhalt übertragen werden kann. Menschen, die noch keine Windpocken hatten, können sich anstecken und an Windpocken erkranken“, erläutert Grüber. Klaus Doubek vom Berufsverband der Frauenärzte warnt daher Frauen, die noch keine Windpocken hatten: „Beim Kontakt mit Gürtelrosepatienten ist darauf zu achten, dass die betroffenen Hautstellen sorgfältig abgedeckt sind.“ Nach Angaben des Berufsverbands Deutscher Neurologen ist die Infektionsgefahr erst vorbei, wenn die Bläschen zu Schorf werden. Laut dem DGK trocknen sie innerhalb von einer Woche bis zwölf Tagen aus, nach etwa drei Wochen sei die Haut abgeheilt.

Patienten nehmen etwa eine Woche Tabletten. „Damit wird das Virus eingedämmt und das Ausmaß der Krankheit gebremst“, erklärt Meier. „Das kann äußerlich unterstützt werden durch schmerzlindernde Salben.“ Den meisten Betroffenen machen die Hautschmerzen zu schaffen. „Reize werden intensiver wahrgenommen. Die kleinste Berührung kann eine Tortur sein.“ Manch einer leidet darunter noch Wochen nach Abklingen der Gürtelrose - eine Post-Zoster-Neuralgie. „Die Haut ist intakt, aber der Nerv kann geschädigt sein, sogar das gesamte schmerzverarbeitende System kann sich verändern.“

Man verschreibe Medikamente, die auch bei Epilepsie und Depressionen gegeben werden. Sie beeinflussen die Übererregung der Nerven oder unterbrächen die Schmerzweiterleitung zum Hirn. „Man muss die richtige Dosis für den Patienten finden, und die Medikamente wirken erst mit der Zeit. Das kann für Betroffene belastend sein.“ Auch Pflaster mit Lidocain können zur Schmerzlinderung eingesetzt werden. Doch je eher eine Gürtelrose behandelt werde, desto besser stünden die Chancen, chronische Nervenschmerzen zu verhindern.

Post-Zoster-Patienten finden bei diesen Institutionen Hilfe:

- Bundesverband Deutsche Schmerzhilfe, Sietwende 20, 21720 Grünendeich, Telefon: 04142/81 04 34

- Deutsche Schmerzliga, Adenauerallee 18, 61440 Oberursel, Telefon: 06171/28 60 80 oder 0700/375 37 53 75 (werktags 9.00 bis 12.00 Uhr), E-Mail: info@schmerzliga.de

- Deutsche Dermatologische Gesellschaft, Robert-Koch-Platz 7, 10115 Berlin, Telefon: 030/246 25 30, E-Mail: ddg@derma.de