Tipps für Sammler: Unbekannte Pilze stehen lassen
Karlsruhe (dpa/tmn) - Wenn der Sommer geht, beginnt für Pilzliebhaber die Saison. Auf der Pirsch nach Steinpilz, Pfifferling und Co. sollten Sammler jedoch vorsichtig sein: Viele Speisepilze haben giftige Doppelgänger.
Häufig kommt es zu Verwechslungen mit fatalen Folgen.
Auch Kenner können irren. Auf ihren Streifzügen durch den Wald sollten Pilzsammler Pilze, die sie nicht zweifelsfrei bestimmen können, grundsätzlich stehen lassen, sagte Prof. Siegmar Berndt, Toxikologe von der Deutschen Gesellschaft für Mykologie (DGfM) in Karlsruhe. Wegen des feuchten Sommerwetters in den Wäldern hat die Pilzsaison in diesem Jahr besonders früh begonnen.
Auch im vergangenen Jahr hatte warmes, regnerisches Wetter dazu geführt, dass die Pilze vielerorts in beachtlicher Menge emporschossen und die Zahl der Vergiftungen stark anstieg. „2010 war ein extrem gutes Pilz-Jahr - leider mit einer erheblichen Zahl an Vergiftungen, wie wir sie etliche Jahrzehnte nicht mehr hatten“, erinnert sich Berndt. Manchem Patienten musste eine Leber transplantiert werden. Einige wenige Vergiftungen endeten sogar tödlich.
Häufig sei es die Selbstüberschätzung der Sammler, die zu verhängnisvollen Verwechslungen führt. „Viele halten sich für Kenner, sind es aber nicht.“ Darum rät Berndt gerade Anfängern zur Vorsicht. Am besten konzentriere man sich auf Röhrlinge wie Stein- oder Butterpilze. Zwar finden sich auch bei den Röhrlingen giftige Vertreter, lebensgefährliche Folgen hat der Verzehr allerdings nicht.
Wer nach essbaren Champignons Ausschau hält, könne zum giftigen Grünen Knollenblätterpilz greifen, warnt die Krankenkasse KKH-Allianz. Vor allem Unwissende sollten vor der Zubereitung eine Pilzberatungsstelle aufsuchen.
Doch was passiert, wenn sich trotz aller Vorsicht ein giftiger Pilz unters Essen mischt? Meist meldet sich zuerst der Magen. „Wenn Symptome wie Übelkeit schon nach relativ kurzer Zeit auftreten, sind es in der Regel Magen-Darm-Gifte.“ Vergiftungen verlaufen dann meist glimpflich. Da sich eine schwerwiegendere Vergiftung jedoch nicht ausschließen lässt, empfiehlt sich in diesem Fall ein Anruf bei einer regionalen Giftnotrufzentrale.
Weitaus gefährlicher wird es, wenn sich das Gift erst lange nach dem Verzehr bemerkbar macht. „Kommt es erst nach etwa acht Stunden zu Symptomen, herrscht Lebensgefahr“, warnt Berndt. Betroffene sollten in solchen Fällen umgehend ein Krankenhaus aufsuchen oder den Rettungswagen rufen. Manchmal könnten sich die Gifte im Extremfall sogar erst nach mehreren Wochen bemerkbar machen.
Häufig jedoch liegt der Ursprung allen Übels weniger beim Pilz als vielmehr beim Menschen. „Oft sind verdorbene Pilze die Ursache: zum Beispiel, wenn sie zwei Tage in einer Plastiktüte gelagert haben. Dann hat man keine Pilzvergiftung, sondern eine Lebensmittelvergiftung“, erklärt der Toxikologe. Er rät daher beim Sammeln zu luftigen Körben, zu raschem Verbrauch der Pilze und gutem Durchgaren vor dem Verzehr.