Tödliche Viren als Souvenir

Nicht nur in den Tropen lauern gefährliche Erreger auf Urlauber. Auch am Mittelmeer steigt das Risiko deutlich.

<strong>Düsseldorf. Reisende leben gefährlich. Bislang galt dies besonders für Weltreisende, die ihren Jahresurlaub in entlegenen Regionen mit tropischer Vegetation oder den großen Metropolen von Entwicklungsländern verbringen. Doch auch in subtropischen Ländern, in Spanien, Griechenland oder der Türkei, Ländern also, die zu den beliebtesten Urlaubszielen der Deutschen zählen, steigt Jahr für Jahr die Gefahr, dass die schönsten Tage des Jahres ein mitunter tödliches Ende haben. Die Rede ist von bakteriellen Infektionen. Virulente Erreger wie Sars und H5N1 haben ihr schreckliches Gesicht bereits gezeigt, sind jedoch noch lange nicht das Ende der Fahnenstange.

Täglich warten neue Erreger im Dschungel auf "Wirte"

Einer Studie des Bundesgesundheitsministeriums zu Folge sind Infektionen weltweit immer noch die häufigste Todesursache. Dank des Massentourismus ist es möglich, dass der Erreger einer tödlichen Krankheit innerhalb weniger Stunden etwa aus dem afrikanischen Dschungel mit dem Flugzeug mitten im Zentrum einer europäischen Großstadt landet. Und dass der "Wirt" durch eine längere Inkubationszeit nichts davon merkt und unzählige weitere Personen angesteckt haben kann, bevor erste Symptome auftreten. Mit zunehmend schwül-heißem Wetter in Deutschland steigt auch das Risiko, dass infizierte Mücken den Flug und die darauf folgenden Tage überleben, um eine Epidemie auszulösen. "Dieses Szenario ist durchaus denkbar und hat nicht einmal etwas mit der Erderwärmung zu tun", bestätigt Professor Gerd-Dieter Burchard vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg. Dabei sind es nicht mehr nur Infektionskrankheiten wie Malaria, Dengue- oder Lassafieber, von denen Gefahr ausgeht. Täglich warten neue Viren und Bakterien in Regenwäldern darauf, einen Wirt zu finden, der ihnen den Weg aus dem Dschungel in die Welt öffnet. So wurden in den 60er Jahren nach dem Bau einer Fernstraße in Brasilien im Blut der beteiligten Arbeiter Virusarten gefunden, von deren Existenz die Wissenschaft bis dahin nichts ahnte.

Heute muss noch nicht mal der Weg in ferne Tropen angetreten werden, um Opfer einer Infektion oder Erkrankung durch Parasiten zu werden. Burchard: "Gerade im Mittelmeerraum ist in den vergangenen Jahren die Gefahr durch Leishmaniose stark gestiegen." Die parasitäre Erkrankung gibt sich durch starke Fieberschübe zu erkennen und wird durch die Sandmücke übertragen. Das Tückische: eine wirksame Prophylaxe ist nicht bekannt.

Auch in den Tropen treten immer neue Erreger auf. So erkrankten bis Ende 2006 auf der Insel Réunion, ein beliebtes Reiseziel, insgesamt 266 000 Personen am Chikungunya-Virus. Der Virus wird ebenfalls von Mücken auf den Menschen übertragen und verursacht neben Fieber starke Muskel- und Gelenkschmerzen.

Ein weiteres Problem: Gerade in den vergangenen Jahren registrieren Ärzte, dass viele Erreger eine große Resistenz gegen gängige Antibiotika wie Penicillin, Cephalosporine oder Doxycyclin zeigen. Legionellen etwa, ein Erreger von Lungenentzündungen, lauern in europäischen Urlaubsländern in den Wasserreservoirs praktisch aller Wohngebäude und werden etwa beim Duschen eingeatmet. Besonders gefährdet sind ältere Reisende, deren Organismus durch den Klimawechsel geschwächt ist.

Last Minute Reisen: Auch bei kurzfristigen Reisen ist medizinischer Schutz möglich. Jeder Hausarzt bietet dazu Beratungen an. Wer gesund ist, sollte sich jedoch keinesfalls antibiotische Medikamente als Prophylaxe verschreiben lassen.

Langfristige Planungen: Bei einer länger geplanten Reise in tropische Länder sollte mit einem Arzt über eine Impfung gegen Hepatitis A und B gesprochen werden. Eine gekoppelte Impfung kostet etwa 180 Euro und wirkt zehn Jahre.

Reiseanbieter: Jeder Reiseanbieter ist verpflichtet, genaue Angaben über die sanitären Verhältnisse vor Ort und über mögliche gesundheitliche Gefahren zu machen. Noch größere Sicherheit bieten Bundesgesundheitsministerium und Tropeninstitute, die auf ihren Homepages über Gefahren informieren.

Am Buffet: Finger weg von Getränken mit Eiswürfeln oder bereits vorgeschältem Gemüse oder Obst, wenn es vorher nicht erhitzt wurde.