Trüber Blick, gute Aussicht: Unkomplizierte OP bei Grauem Star
Frankfurt/Main (dpa/tmn) - Bei einem Grauer Star verhärten und trüben sich die Augenlinsen. An einer Operation führt kein Weg vorbei, über den Zeitpunkt entscheiden oft aber die Patienten selbst. Im Idealfall brauchen Betroffene nach dem Eingriff keine Brille mehr.
Eigentlich sind die Augenlinsen kristallklar, doch bei manchen Menschen verfärben sie sich im Laufe der Zeit gräulich. In der Antike glaubten die Menschen, wenn man in die getrübten Linsen von Betroffenen blickt, sehe man deren innere Körpersubstanzen herabfließen. Auch sie selbst verglichen ihre verminderte Sehschärfe oft mit dem Blick durch einen herabstürzenden Wasserfall, auf Griechisch Katarakt. Dieser Begriff hat sich als Fachausdruck für die Augenerkrankung Grauer Star bis heute gehalten.
Bei einem Grauen Star handelt es sich um verhärtete und getrübte Augenlinsen, die vor allem bei Menschen ab dem 60. oder 70. Lebensjahr auftreten. „Der verlangsamte Stoffwechsel im Alter und eine dadurch bedingte Veränderung der Linseneiweiße können zu einer verminderten Lichtdurchlässigkeit und einer Streuung statt Bündelung der einfallenden Lichtstrahlen führen“, sagt Prof. Thomas Kohnen, Direktor der Klinik für Augenheilkunde der Universität Frankfurt. „Die Eintrübung der Linse verhindert schließlich eine punktgenaue Abbildung auf der Netzhaut.“
Die Sehschärfe lässt schleichend nach. „Zunächst zeigt sie sich durch eine schlechtere Nachtsicht, eine erhöhte Blendeempfindlichkeit und einen größeren Lichtbedarf beim Lesen“, erläutert Amir-Mobarez Parasta, Ärztlicher Leiter am Augenzentrum München. Später kann es zu verringertem Kontrastsehen, gestörtem Farbensehen und Doppelsehen von Konturen kommen. Mit der Zeit wird der Grauschleier immer dichter.
Wer seine Linsentrübung behandeln lassen will, kommt an einer Operation nicht vorbei. „Die Implantation einer künstlichen Linse ist die einzige Behandlungsmöglichkeit, die zum Erfolg führt“, sagt Kohnen. „Der Graue Star kann nicht mit Medikamenten geheilt werden.“ Im Großteil aller Fälle entscheiden die Patienten aber zusammen mit ihrem Augenarzt, ob und wann operiert werden soll.
„Den Zeitpunkt der Operation machen wir in der Regel davon abhängig, wie sehr der Patient in seiner Sehstärke eingeschränkt ist, wobei die individuellen Ansprüche an die eigene Sehkraft von Patient zu Patient sehr verschieden sind“, sagt Kaweh Schayan-Araghi vom Berufsverband der Augenärzte Deutschlands. Im Frühstadium lasse sich häufig durch eine veränderte Brillenstärke eine vorübergehende Verbesserung erzielen. „Da Grauer Star in der Regel kein akuter Notfall ist, wird die Operation nicht risikoreicher, wenn man den Eingriff etwas verzögert, zumindest nicht innerhalb der ersten ein bis zwei Jahre.“
„Die Operation erfolgt schonend durch örtliche Betäubung mit speziellen Augentropfen, eine Betäubungsspritze ist in der Regel nicht nötig“, erklärt Kohnen. Der Eingriff an einem Auge dauert etwa 15 Minuten und erfolgt in der Regel eine Woche später auch an dem zweiten. „Monofokallinsen werden standardmäßig eingesetzt und stellen die Sicht nur auf einen Entfernungsbereich ein, so dass noch eine Brille in der Ferne oder Nähe notwendig bleibt“, erläutert Parasta. „Multifokallinsen hingegen sorgen für besseres Sehen im Nah- und Fernbereich und können auch Hornhautverkrümmungen mitkorrigieren. Eine Brille wird damit oft überflüssig.“
Seit wenigen Jahren werden bei den OPs vereinzelt Laser eingesetzt. „Der praktische Einsatz von Lasern bei Operationen des Grauen Stars befindet sich aber noch im Anfangsstadium. Deshalb ist auch nicht bewiesen, ob Laser für die Patienten tatsächlich einen messbaren Vorteil bringen“, sagt Schayan-Araghi. Nachteile sind eine deutlich längere Operationszeit und höhere Kosten.
Schon einen Tag nach der OP sehen Patienten deutlich klarer, auch der Augenverband wird entfernt. „Selbst wenn der Eingriff schmerzlos war, sollten Patienten die Widerstandskraft ihres Auges nicht überschätzen, es nicht reiben oder drücken und Schwimmbäder wegen der Infektionsgefahr für etwa ein bis zwei Wochen meiden“, rät Parasta.