Tschüss Grünkohl, hallo Seetang: Neue Trends aus den USA
Washington (dpa) - Nichts als fettige Hamburger und Käsemakkaroni? Das war einmal. Immer mehr Amerikaner entdecken die Vorzüge gesünderen Essens im Alltag - vorausgesetzt, sie können es sich finanziell leisten.
So soll Fast-Food gesünder werden.
Wer unter den Ernährungsbewussten immer noch auf dem fast unvermeidlichen Grünkohl, hier schlicht Kale (Kohl) genannt, herumkaut, ist fast schon von gestern. Ein Überblick über neue Ernährungstrends in den USA:
Seetang: Das ist angeblich der neue Kale. Die sattgrünen Meerespflanzen waren bislang dem Sushi vorbehalten. Jetzt sollen sie den Grünkohltrend ablösen, der seit Jahren einen harmlosen Cesar's Salad zu einer, nun ja, ungewöhnlichen Geschmackserfahrung machen kann. Allein der Kochblog der „New York Times“ trägt dem Kale-Trend - heiß, kalt oder als Smoothie - mit 200 Rezepten Rechnung. Ob Seetang, der von Ernährungsbewussten für seine Ballaststoffe, Antioxidantien und hohen Jodgehalt gepriesen wird und bei seiner Produktion keine Treibhausgase erzeugt, da rankommt? 2016 wird es zeigen. Seetang-Snackriegel und Streifen mit Schinkengeschmack zum Frühstück sind zumindest im Angebot.
Schalen: Teller, Gabel, Messer? Nicht, wenn's auch in der Schale geht. Ob Suppen, Asia-Mix, Salate oder morgendliche Kornbreie zum Smoothie-Becher: In der Schale scheint alles irgendwie überschaubar, nicht zu groß portioniert und appetitlich drapiert. Dieser Trend kommt nicht zuletzt der Vorliebe vieler Amerikaner entgegen, ihr Essen „casual“ - via Gabel oder Löffel mit nur einer Hand - zu sich zu nehmen.
Acai-Beeren: Auch diese aus Brasilien stammende, vitaminstrotzende Powerbeere kommt in die Schale - meist in Kombination mit anderen Früchten und Getreideflocken als eine Art Müsli. Surfer entdeckten sie und brachten sie schon vor Jahren an die US-Westküste - jetzt erlebt sie ein Revival und ist in aller Munde. Vor allem bei denjenigen, die an die Versprechungen von „Super-Gemüsen“ oder „Super-Früchten“ glauben.
Nicht-Kuh-Milch: Mandel- und Hafermilch sind als Alternative zur Kuhmilch für Laktose-Unwillige ja schon alte Bekannte. Jetzt gesellen sich Varianten aus Cashew, Macadamia, Walnuss oder sogar Pistazien dazu und füllen die Kühltheken - nicht nur im Biomarkt. Die Nachfrage steigt, der Umsatz auch.
GesünderesFast-Food: Gleich mehrere Ketten, wie Chipotle oder Panera Bread, haben sich verpflichtet, auf künstliche Zusatzstoffe, Konservierungsstoffe oder genveränderte Produkte zu verzichten. Auch Eier aus Käfig-Haltung sind für viele Tabu. In DC, Maryland und Virginia bietet eine Diner-Kette klassische Burger nur mit regionalen Zutaten an - und dazu als Alternative eine Gemüse umfassende „schlanke Karte“ mit Gerichten unter 600 Kalorien. Andere Ketten integrieren den Low-Carb-Trend, indem sie Burger auf Wunsch kurzerhand in Salatblättern servieren.
Die Farbe Lila: Philippino-Cuisine ist bei „Foodies“ angesagt. Und dabei sticht vor allem eine philippinische Yam-Knolle, Ube genannt, heraus. Sie leuchtet in knalligem violett und gibt auch Käsekuchen oder handgemachtem Eis einen ungewohnten farblichen Kick. Für den, der's mag.
Gemüse ist mein Fleisch: Angst vor Hormonbelastung und hohe Preise für Qualitätsfleisch tun das ihrige hinzu, um auch in Nicht-Vegetarier-Restaurants Gemüse und Hülsenfrüchten mehr Platz auf dem Teller zu verschaffen. Letztere liefern Proteine. Erstere werden auch schon mal als kohlenhydratarme Alternative zu Nudeln serviert - spiralförmig aus Zucchini oder Kürbis zu einer Art Spaghetti geschnitzt. Pasta für nicht allzu Hungrige.
Saurer Kick: Saure Gürkchen als In-Food? Unbedingt. Fermentierte Lebensmittel sind gerade gefragt. Egal ob nun eingelegte Mixed Pickles oder koreanisches Kimchi, eine auf Milchsäuregärung basierende Zubereitungsart für Gemüse. Selbst Sauerkraut wird da sexy. Manche stellen es mit Kimchi eigenhändig her und preisen den hohen Vitamin-C-Gehalt, der vor Wintererkältungen schützen soll.