Verbraucherzentralen kritisieren Kinder-Lebensmittel

Berlin (dpa) - Im Supermarktregal locken Wurst- und Käsepackungen in Tierform, bei anderen Produkten gibt es eine Spielfigur dazu. Mit solchen Kinder- Ködern in der Werbung soll Schluss sein, fordern Verbraucherschützer.

Aufkleber, Comic-Figuren oder Spielzeug als Lockmittel für Kinder sollten nach Ansicht der Verbraucherzentralen aus der Werbung für Lebensmittel verbannt werden. „Die Branche muss sich von der Ködertaktik verabschieden“, forderte der Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv), Gerd Billen, am Dienstag (24. Januar). „Spielzeug ist Spielzeug. Lebensmittel ist Lebensmittel.“ Bisherige Selbstverpflichtungen reichten nicht aus. Generell seien spezielle Produkte für Kinder aller Marketingstrategien zum Trotz „überflüssig und teuer“. Alle Lebensmittel müssten für Kinder unschädlich sein.

„Eltern und Kinder werden von Anfang an entmündigt und auf Fertigprodukte geeicht“, kritisierte Billen. Dabei sollten Mädchen und Jungen zum Beispiel Obst nicht durch Aromen, sondern echtes Obst kennenlernen. Als neue Zielgruppe seien Kleinkinder entdeckt worden, für die zusehends diätische Lebensmittel entwickelt würden. Die Gewöhnung an künstliche Geschmacksrichtungen beginne schon mit Getreidebrei, der für Kinder ab sechs oder acht Monaten etwa in den Sorten Keks oder Stracciatella angeboten werde.

Einer Umfrage im Auftrag des vzbv zufolge glauben 40 Prozent der Verbraucher irrtümlich, dass Kinderprodukte bei Fett-, Zucker- und Salzgehalt an deren Bedürfnisse angepasst seien. Tatsächlich seien die Nährwerte aber oft nicht optimal. Kinder ab einem Jahr könnten grundsätzlich am Familientisch essen und bräuchten keine „Extrawurst“.

Kinder gelten als attraktive und auch kaufkräftige Zielgruppe für den Handel. Geworben wird etwa für spezielle Lebensmittel wie Süßigkeiten, Milchprodukte, Wurst und Müslis. Nach Erkenntnissen der „Kids-Verbraucheranalyse“ zum Konsumverhalten hatten 6- bis 13-Jährige zuletzt 24,80 Euro Taschengeld im Monat. Zudem beeinflussen Kinder in vielen Bereichen die Kaufentscheidungen ihrer Eltern.